In München eröffnete gestern eine Ausstellung, die erschütternde Zahlen aus der Geschichte der Stadt aufzeigt: Nirgendwo in Deutschland starben mehr Menschen durch nationalsozialistischen Terror als hier. Über 10.000 Menschen verloren in der damaligen «Hauptstadt der Bewegung» zwischen 1933 und 1945 ihr Leben – ein trauriger Rekord, den viele Münchnerinnen und Münchner kaum kennen.
«Viele denken bei NS-Verbrechen an Konzentrationslager oder die Ostfront, aber nicht an ihre eigene Stadt», erklärt Kuratorin Mirjam Schmidt beim Rundgang durch die Räume im NS-Dokumentationszentrum. Die Ausstellung «Tod und Gewalt in München» zeichnet akribisch nach, wie aus der weltoffenen Kulturstadt eine Drehscheibe des Terrors wurde.
Besonders beklemmend: Die Täter kamen oft aus der Mitte der Gesellschaft. «Das waren keine Monster, sondern ganz normale Münchner», betont Historiker Thomas Rink. Die Ausstellung zeigt Polizeifotos, Akten und persönliche Gegenstände der Opfer – berührende Zeugnisse einer dunklen Zeit.
Als ich durch die Räume gehe, fallen mir besonders die Biografien jüdischer Bürger auf, die vor ihrer Ermordung noch verzweifelt versuchten, ihre Heimatstadt zu verlassen. Dokumente zeigen, wie Nachbarn plötzlich zu Feinden wurden.
Die Stadt München, die sich heute gerne als «Weltstadt mit Herz» bezeichnet, stellt sich mit dieser Ausstellung ihrer Vergangenheit. «Das schulden wir den Opfern», sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter bei der Eröffnung.
Die Ausstellung läuft noch bis September und richtet sich ausdrücklich auch an junge Menschen. Schulklassen können in Workshops darüber diskutieren, wie Extremismus und Intoleranz heute bekämpft werden können. Denn die wichtigste Lektion der Geschichte bleibt: Es beginnt immer im Kleinen, mit Ausgrenzung und Hass im Alltag.