In München haben Frauenhäuser seit Jahresbeginn 278 Frauen mit ihren Kindern abweisen müssen – ein dramatischer Anstieg um 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Plätze reichen schlicht nicht aus. Besonders alarmierend: Fast jede zweite hilfesuchende Frau findet keinen Schutz vor häuslicher Gewalt in der bayerischen Landeshauptstadt.
Diese Zahlen präsentierte gestern die Leiterin des städtischen Frauenhauses, Maria Lorenz, auf einer Pressekonferenz im Rathaus. «Die Situation ist katastrophal. Wir müssen täglich Frauen in akuter Gefahr wegschicken», erklärte sie sichtlich bewegt. Oft bleibt den Betroffenen nur, in ihre gefährliche häusliche Situation zurückzukehren.
Ich habe in meinen Jahren als Reporterin selten eine so angespannte Lage erlebt. Bei einem Besuch im Frauenhaus letzte Woche erzählte mir eine Mitarbeiterin, dass sie manchmal nachts nicht schlafen kann, weil sie an die Frauen denkt, die sie abweisen musste.
Die Stadt reagiert nun mit einem Notprogramm. Oberbürgermeister Dieter Reiter kündigte die Bereitstellung von 1,5 Millionen Euro für temporäre Unterkünfte an. «Wir können nicht warten, bis der Bund handelt», betonte er. Zudem sollen zehn zusätzliche Beratungsstellen eingerichtet werden.
Parallel sorgen die IAA-Proteste und der neue Wiesnkrug für Gesprächsstoff in der Stadt. Bei einer Demonstration gegen die Automesse wurden gestern drei Aktivisten festgenommen. Der diesjährige Wiesnkrug, gestern vorgestellt, erntet wegen seines schlichten Designs gemischte Reaktionen.
Was bleibt, ist die Frage: Wie kann eine Stadt wie München, die für die Wiesn Millionen ausgibt, es zulassen, dass Frauen in Not keinen Schutz finden? Die nächsten Monate werden zeigen, ob das Notprogramm mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein ist.