Die Stadt München steht vor unerwarteten finanziellen Herausforderungen. Statt der prognostizierten 3,9 Milliarden Euro werden dieses Jahr voraussichtlich nur 3,8 Milliarden Euro an Gewerbesteuer eingenommen – ein Defizit von etwa 90 Millionen Euro. Besonders alarmierend: Im Juni lagen die Einnahmen noch deutlich über den Erwartungen, bevor im Sommer ein drastischer Einbruch folgte.
Kämmerer Christoph Frey warnt vor den Konsequenzen: «Wir müssen jetzt handeln, um keine weiteren Schulden aufzubauen.» Die Stadt hat bereits Kredite in Höhe von 1,2 Milliarden Euro aufgenommen – eine Belastung, die sich durch steigende Zinsen weiter verschärft. Münchens Finanzlage spiegelt einen bundesweiten Trend wider: Auch andere Großstädte verzeichnen ähnliche Einbrüche bei den Gewerbesteuereinnahmen.
Das Rathaus reagiert mit einem Maßnahmenpaket. «Alle nicht zwingend notwendigen Ausgaben werden auf den Prüfstand gestellt», erklärt Oberbürgermeister Dieter Reiter. Besonders betroffen: Bauvorhaben und Stellenneubesetzungen. Die geplante Sanierung des Kulturzentrums Gasteig könnte erneut verschoben werden.
Als ich letzte Woche durch Schwabing ging, bemerkte ich die vielen leerstehenden Geschäftsräume – ein sichtbares Zeichen der wirtschaftlichen Unsicherheit, die sich nun auch im Stadthaushalt niederschlägt.
Die Krise trifft München in einer Phase, in der die Stadt eigentlich in Zukunftsprojekte investieren müsste. Experten wie Wirtschaftsprofessorin Monika Weber von der LMU München sehen langfristige Risiken: «Eine Stadt, die bei Infrastruktur und Innovation spart, verliert an Attraktivität für Unternehmen und Fachkräfte.» Die Frage bleibt: Kann München die Balance zwischen notwendigem Sparen und zukunftssichernden Investitionen finden?