In meiner Heimatstadt München zeigt sich gerade wieder ein altbekanntes Muster: Die Kulturszene kämpft gegen steigende Immobilienpreise. Gestern demonstrierten etwa 500 Menschen gegen die Schließung des Clubs «Rote Sonne», der nach 18 Jahren einer Luxussanierung weichen muss. Die Mieten sollen sich dort verdreifachen – unbezahlbar für die Betreiber.
Münchens Kulturszene schrumpft seit Jahren. Laut Kulturreferat sind seit 2010 mindestens 25 bekannte Veranstaltungsorte verschwunden. «Wir verlieren die Seele unserer Stadt», sagt Klubnetzwerk-Sprecherin Mira Weber. Der Stadtrat hat zwar ein Unterstützungsprogramm beschlossen, aber für viele kommt es zu spät.
Als ich gestern mit Clubbetreiber Thomas Meinecke sprach, wurde deutlich: «Es geht nicht nur um Partys, sondern um Freiräume, in denen Menschen zusammenkommen und Neues entstehen kann.» Die Gentrifizierung trifft besonders harte die Viertel rund um die Sonnenstraße und Glockenbach.
Was ich seit meinen Anfängen als Lokaljournalistin in München beobachte: Die Stadt wird immer glatter, perfekter – und verliert dabei an Ecken und Kanten. Bei meinem Spaziergang durchs Glockenbachviertel entdeckte ich vier neue Boutiquen, wo früher Kneipen standen.
München steht vor der Frage: Wie viel Kultur- und Freiraum braucht eine Stadt zum Leben? Der Ausgang dieser Debatte wird entscheiden, ob München seine kreative Seele bewahren kann oder zur reinen Businessmetropole wird. Da hilft auch kein Oktoberfest-Tamtam drüber hinweg.