In München sollen die unfreundlichsten Menschen der Welt leben – das behauptet zumindest eine internationale Umfrage des Reiseportals «Time Out». Die bayerische Landeshauptstadt landete bei der Bewertung der Freundlichkeit auf dem letzten Platz von 50 untersuchten Metropolen weltweit. Befragt wurden rund 20.000 Stadtbewohner zu verschiedenen Aspekten des urbanen Lebens – darunter auch, wie freundlich sie ihre Mitmenschen einschätzen.
Als ich diese Nachricht gestern in meiner Hamburger Redaktion las, musste ich schmunzeln. Seit Jahren berichte ich über regionale Unterschiede in Deutschland und kenne die Klischees über die vermeintlich verschlossenen Norddeutschen und die angeblich herzlichen Bayern. Dass ausgerechnet München nun diesen zweifelhaften Titel erhält, überrascht.
«Es ist absurd, München als unfreundlich zu bezeichnen», kontert Oberbürgermeister Dieter Reiter. «Unsere Stadt ist weltoffen und gastfreundlich.» Tatsächlich schnitt München in anderen Kategorien deutlich besser ab – etwa bei Sauberkeit und Sicherheit.
Der Tourismusforscher Prof. Martin Lohmann sieht die Ergebnisse kritisch: «Solche Rankings haben methodische Schwächen. Oft spiegeln sie eher Stereotype als tatsächliche Erfahrungen wider.»
Interessant dabei: Als freundlichste Stadt wurde das kolumbianische Medellín gekürt – eine Stadt, die früher für Drogenkartelle berüchtigt war und heute für ihre Gastfreundschaft gelobt wird. Dahinter folgen Mumbai und Lissabon.
Die Münchner reagieren gelassen bis amüsiert auf das Ergebnis. «Typisch bayerisch eben – wir sagen direkt, was wir denken, das wirkt manchmal unfreundlich auf Zugereiste», meint eine Passantin am Marienplatz. Mehr Informationen zur Studie gibt es auf der Webseite von Time Out.
Was wirklich hinter diesem Urteil steckt, bleibt offen. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir in Deutschland weniger über regionale Unterschiede diskutieren und mehr über das, was uns verbindet – Freundlichkeit hin oder her.