In kaum einer Stadt Europas müssen Fahrgäste so tief in die Tasche greifen wie in München. Eine aktuelle Studie der Mobilitäts-App Omio offenbart, dass die bayerische Landeshauptstadt bei den ÖPNV-Kosten einen unrühmlichen Spitzenplatz belegt. Mit durchschnittlich 3,50 Euro für eine Einzelfahrt liegt München auf dem zweiten Platz der teuersten Städte – nur in London zahlen Fahrgäste mit 6,66 Euro noch mehr.
Die Zahlen sind ernüchternd, besonders im Vergleich: In Rom kostet eine Fahrt nur 1,50 Euro, in Madrid 2 Euro. Selbst im als teuer geltenden Zürich sind es 3,40 Euro. Was mich auf meinen Recherchereisen durch Europa immer wieder überrascht: In vielen Städten bekommt man für weniger Geld oft ein besser ausgebautes Netz.
«Die hohen Fahrpreise stehen in keinem Verhältnis zum Service«, kritisiert Andreas Schmidt vom Fahrgastverband Pro Bahn Bayern. «Während andere Städte massiv in ihre Netze investieren, hinkt München bei Taktverdichtung und Netzausbau hinterher.»
Das spüren auch die Münchner. Marlene Weber, Studentin aus Schwabing, erzählt mir: «Ich arbeite nebenbei als Kellnerin und rechne jedes Mal genau, ob sich die U-Bahn überhaupt lohnt oder ob ich lieber mit dem Rad fahre – selbst im Winter.»
Die Stadt verteidigt die Preispolitik mit den hohen Betriebskosten. «Wir investieren kontinuierlich in die Modernisierung», erklärt ein MVG-Sprecher. Doch für viele Münchner klingt das wie ein schwacher Trost.
In meinen fast zwei Jahrzehnten als Journalistin habe ich eine bedenkliche Entwicklung beobachtet: Was einst als «öffentlicher Nahverkehr für alle» gedacht war, wird zunehmend zur finanziellen Belastungsprobe. Besonders für Geringverdiener stellt sich immer öfter die Frage: Mobilität oder andere Grundbedürfnisse?
Die Debatte wird München noch lange beschäftigen. Denn günstigere Tickets allein reichen nicht – der ÖPNV muss attraktiver werden, um eine echte Alternative zum Auto zu sein. Sonst bleibt die Verkehrswende in der Schublade – und München weiterhin Spitzenreiter der falschen Kategorie.