Die Sonne brennt auf das Kopfsteinpflaster des Marienhofs, während Touristen in Scharen vor dem Rathaus auf das Glockenspiel warten. Als ich gestern durch die Innenstadt schlenderte, fragte ich mich: Kennen wir Münchner unsere eigene Stadt wirklich? Eine aktuelle Umfrage der Tourismusbehörde zeigt: 68 Prozent der Einheimischen haben wichtige Sehenswürdigkeiten ihrer Stadt seit Jahren nicht besucht.
Dabei bietet München gerade im Sommer verborgene Schätze abseits der überfüllten Hotspots. «Viele Münchner überlassen die Stadt im Sommer den Touristen, dabei gibt es so viel zu entdecken», erklärt Kulturhistorikerin Dr. Sabine Weiß. Ein Geheimtipp ist der Westpark, der mit seinen asiatischen Gärten und versteckten Pavillons eine Oase der Ruhe bietet.
Der Botanische Garten in Nymphenburg überrascht selbst Stammbesucher mit seiner Vielfalt. «Unser tropisches Schmetterlingshaus ist ein kleines Paradies, das viele Münchner noch nicht kennen», verrät Gartendirektor Thomas Heinz. Besonders morgens, wenn die Touristen noch beim Frühstück sitzen, hat man hier fast freie Bahn.
In meinen fast zwei Jahrzehnten als Reporterin habe ich gelernt: Manchmal liegt das Besondere direkt vor der eigenen Haustür. So wie die abendlichen Führungen im Müller’schen Volksbad, bei denen die kunstvolle Jugendstil-Architektur in magischem Licht erstrahlt. Oder die historischen Hinterhöfe im Glockenbachviertel, die kleine Geschichten erzählen.
Unsere Stadt neu zu entdecken bedeutet auch, sie mit anderen Augen zu sehen. Welche versteckten Orte würden Sie Ihren Gästen zeigen? Vielleicht ist es an der Zeit, Tourist in der eigenen Stadt zu werden – der Sommer bietet die perfekte Gelegenheit dazu.