Ein schwerer Unfall im Münchner Osten sorgt seit gestern für Bestürzung. Ein siebenjähriger Junge wurde auf dem Schulweg von einem Lastwagen erfasst und lebensgefährlich verletzt. Nach Angaben der Polizei überquerte das Kind an einer Ampel die Straße, als der LKW beim Rechtsabbiegen den Jungen übersah. «Solche Unfälle erschüttern uns alle zutiefst», sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter am Vormittag bei einem Pressetermin.
Der Unfall reiht sich in eine besorgniserregende Statistik ein. Allein in diesem Jahr wurden in München bereits acht Kinder bei Verkehrsunfällen schwer verletzt. Die Elterninitiative «Sichere Schulwege München» fordert nun verstärkte Schutzmaßnahmen an Kreuzungen. «Wir brauchen separate Ampelphasen für Fußgänger und abbiegende Fahrzeuge», betont Sprecherin Claudia Weber.
Als ich heute Morgen an der Unfallstelle vorbeikam, hatten Anwohner bereits Blumen und Kerzen niedergelegt. Eine Grundschullehrerin erklärte mir mit Tränen in den Augen: «Wir üben den Schulweg regelmäßig mit den Kindern. Aber gegen abbiegende LKW sind selbst die vorsichtigsten Kinder machtlos.»
Währenddessen bereitet sich die Innenstadt auf den «Slutwalk» vor, der heute Nachmittag stattfindet. Die Demo unter dem Motto «Mein Körper, meine Entscheidung» startet um 14 Uhr am Odeonsplatz. Die Veranstalter rechnen mit über 2.000 Teilnehmenden. Im vergangenen Jahr zogen nur 800 Menschen durch die Straßen. «Die gestiegene Teilnehmerzahl zeigt, wie wichtig das Thema sexuelle Selbstbestimmung für viele Münchnerinnen und Münchner ist», erläutert Organisatorin Mia Hoffmann.
Die Polizei hat zusätzliche Kräfte bereitgestellt, nachdem es bei ähnlichen Veranstaltungen in anderen Städten zu Störaktionen kam. Mehr dazu beim Polizeipräsidium München.
Beide Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf zentrale Themen unserer Stadtgesellschaft: Verkehrssicherheit und persönliche Freiheit. Während am Unfallort um ein Kinderleben gebangt wird, setzen andere ein Zeichen für Selbstbestimmung. München zeigt sich heute von seiner verletzlichen, aber auch von seiner kämpferischen Seite.