Die Zukunft gestaltet man selbst – dieser Überzeugung folgen 28 Schülerinnen und Schüler des Niehler Gymnasiums in Köln. Die Neuntklässler haben ein bemerkenswertes Umweltprojekt ins Leben gerufen, das mittlerweile die gesamte Schule verändert. Mit selbst designten Mehrwegbechern und einer Kampagne gegen Plastikmüll wollen sie zeigen, dass Klimaschutz im Kleinen beginnt.
Was im Herbst als Projektarbeit begann, ist inzwischen zu einer echten Bewegung geworden. Die Idee entstand während eines Workshops zum Thema Nachhaltigkeit. «Wir haben gemerkt, wie viel Müll allein in unserer Cafeteria anfällt«, erzählt Lisa Schneider (14), eine der Initiatorinnen. «Als wir das hochgerechnet haben, waren wir schockiert.» Nach einer Bestandsaufnahme fanden die Jugendlichen heraus, dass die Schule pro Woche über 600 Einwegbecher verbraucht – mehr als 24.000 pro Schuljahr.
Die Lösung der Schüler: Ein eigenes Mehrwegbecher-System mit dem griffigen Namen «NiehlCup«. Mit Unterstützung ihrer Lehrerin Sabine Weber gelang es der Klasse, die Schulleitung für ihr Projekt zu gewinnen. «Die Begeisterung der Schüler war ansteckend», berichtet Schulleiter Dr. Thomas Müller. «Wir haben sofort Mittel aus dem Schulbudget bereitgestellt.»
Besonders beeindruckend: Die Jugendlichen haben das Projekt komplett selbst organisiert. Von der Gestaltung der Becher bis zur Kalkulation der Kosten – alles lag in ihren Händen. Das Design der Becher zeigt das Schullogo und wurde in einer klasseninternen Abstimmung ausgewählt.
«Was die Schüler hier auf die Beine gestellt haben, ist wirklich beachtlich», lobt Umweltdezernentin Claudia Hoffmann, die das Projekt bei einem Schulbesuch kennenlernte. «Sie zeigen, dass man nicht warten muss, bis die Politik handelt.»
Die Wirkung geht inzwischen weit über die Schule hinaus. Zwei benachbarte Schulen haben Interesse angemeldet, ähnliche Projekte zu starten. Die Niehler Schüler unterstützen sie dabei mit ihren Erfahrungen.
Als ich die Klasse besuche, spüre ich den Stolz in ihren Augen. «Man denkt oft, als Einzelner kann man nichts bewirken», sagt Tim Hoffmann (15). «Aber wenn viele Kleine etwas tun, kann daraus etwas Großes werden.» Diese Einstellung erinnert mich an meine ersten Recherchen zu Umweltinitiativen in Baden-Württemberg vor Jahren – auch dort fing Veränderung mit kleinen Gruppen engagierter Menschen an.
Der Erfolg gibt den Jugendlichen recht: Seit Einführung der Mehrwegbecher ist der Plastikmüll in der Schule um fast 40 Prozent zurückgegangen. Ein bemerkenswerter Erfolg, der zeigt, wie wirksam lokales Engagement sein kann.
Während andernorts über Klimaschutz debattiert wird, packen diese Kölner Schüler einfach an. Vielleicht liegt genau hier der Schlüssel zum Erfolg: Handeln statt reden, im Kleinen beginnen und Schritt für Schritt die Welt verändern.