Die Bilder vom Kreuzberger Oranienplatz erinnern an Szenen, die Berlin seit Monaten wiederholt erlebt. Gestern demonstrierten etwa 3.500 Menschen anlässlich des palästinensischen Nakba-Gedenktags. Was als friedlicher Protest begann, endete in Ausschreitungen. Die Polizei meldete 27 verletzte Beamte und zahlreiche Festnahmen. Ein Großaufgebot von 1.100 Einsatzkräften konnte die Eskalation nicht verhindern.
«Wir haben keinen Raum für Hetze in dieser Stadt», betonte Berlins Innensenatorin Iris Spranger am Morgen danach. Tatsächlich hatten Teilnehmer antisemitische Parolen gerufen und israelfeindliche Symbole gezeigt, weshalb die Polizei die Demonstration schließlich auflöste.
Die Spannungen waren bereits im Vorfeld spürbar. Als Reporterin, die seit Jahren Demonstrationen in der Hauptstadt begleitet, beobachte ich eine zunehmende Polarisierung. Hinter den Absperrgittern standen gestern nicht nur übliche Einsatzkräfte, sondern auch speziell geschulte Kommunikationsteams der Polizei – ein Zeichen dafür, wie ernst die Lage eingeschätzt wurde.
Ein Demonstrant, der anonym bleiben möchte, sagte mir: «Wir wollen nur friedlich der Vertreibung unserer Familien gedenken, aber jedes Mal werden wir mit Extremisten in einen Topf geworfen.»
Die jüdische Gemeinde Berlin kritisierte dagegen die Genehmigung der Demonstration scharf. «Diese Veranstaltungen sind keine legitimen Proteste mehr, sondern Plattformen für Hass», erklärte ein Sprecher.
Was bleibt, ist eine Stadt im Spannungsfeld. Während die Aufarbeitung der Ereignisse beginnt, stellt sich die Frage, wie Berlin mit künftigen Demonstrationen umgehen wird. Die Debatte um Meinungsfreiheit einerseits und die Grenzen des Zulässigen andererseits wird uns noch lange beschäftigen. Und bis dahin bleibt die bange Frage: Wann kehrt wieder Ruhe ein in dieser so zerrissenen Stadt?