In Essen traf gestern die Nachricht ein, die niemand in der Gastro-Szene erwartet hatte: TV-Koch Nelson Müller verliert nach zwölf Jahren seinen Michelin-Stern für sein Restaurant «Schote». Ein Symbol kulinarischer Exzellenz, das seit 2011 über dem Essener Gourmettempel leuchtete, ist nun erloschen. Der 44-jährige Spitzenkoch reagierte bereits mit einem emotionalen Statement.
Die Entscheidung der Michelin-Inspektoren kam selbst für Branchenkenner überraschend. Müller, der vielen Deutschen aus Fernsehformaten wie «The Taste» bekannt ist, führte die «Schote» zu einem der renommiertesten Restaurants im Ruhrgebiet. «Ein Stern ist wie ein Oscar in unserer Branche», erklärte er mir vor zwei Jahren bei einer Reportage über die Spitzengastronomie in Nordrhein-Westfalen.
In seinem Statement auf Instagram nennt Müller als Hauptgrund für den Verlust die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen. «Die letzten Jahre haben uns durch die Pandemie, steigende Kosten und Personalmangel vor große Hürden gestellt», schreibt der Gastronom. Eine Anpassung des Konzepts sei nötig gewesen, um das Restaurant überhaupt am Leben zu halten.
Gastrokritiker Michael Weber vom «Feinschmecker» sieht darin ein größeres Problem: «Viele Sterne-Restaurants kämpfen mit der Balance zwischen kulinarischer Perfektion und wirtschaftlicher Realität. Ein Stern bedeutet enormen Druck und Kosten.» Die Qualitätsstandards der Michelin-Inspektoren bleiben auch in Krisenzeiten unverändert hoch.
Die Essener Gastroszene zeigt sich solidarisch. «Nelson hat die kulinarische Landschaft hier maßgeblich geprägt», so Kollegin Julia Komp vom «Lokschuppen». Besonders bitter: Die «Schote» feiert dieses Jahr 20-jähriges Bestehen.
Müller blickt trotz allem nach vorn. Er will sich jetzt mehr auf zugängliche Konzepte konzentrieren – ohne den Qualitätsanspruch aufzugeben. «Vielleicht ist das sogar befreiend», meint er. Die Frage bleibt: Wird die deutsche Gastronomie künftig weniger Sterne haben, aber dafür zugänglicher werden? Müllers Fall könnte ein Vorbote einer größeren Veränderung sein.