Die neue Carolabrücke in Dresden könnte wieder eine Bogenbrücke werden. Seit gestern diskutiert der Stadtrat intensiv über diesen Vorschlag der Verwaltung. Die marode Brücke muss bis 2028 ersetzt werden – ein Projekt mit 160 Millionen Euro Baukosten. Laut aktuellen Untersuchungen wäre eine Bogenbrücke sowohl technisch als auch finanziell die beste Lösung für diesen historisch bedeutsamen Elbübergang.
Als ich gestern durch die Dresdner Altstadt ging, konnte ich die Aufregung unter den Anwohnern spüren. Die Carolabrücke ist nicht irgendein Bauwerk – sie verbindet die barocke Altstadt mit der Neustadt und prägt das Stadtbild maßgeblich. Die ursprüngliche Brücke von 1895 war ein eleganter Stahlbogen, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Ihr DDR-Nachfolger aus den 1970er Jahren hat mittlerweile schwere Schäden.
«Eine Bogenbrücke würde dem historischen Stadtbild deutlich besser entsprechen», erklärt Baubürgermeister Stephan Kühn. «Gleichzeitig erfüllt sie alle modernen Anforderungen an Verkehr und Hochwasserschutz.» Die Expertise des Dresdner Brückenbauinstituts bestätigt dies: Eine Bogenbrücke wäre langlebiger und wartungsärmer als andere Varianten.
Die Entscheidung spaltet jedoch die Gemeinderäte. «Wir dürfen nicht nur rückwärtsgewandt planen», kritisiert Stadträtin Franziska Müller. «Eine moderne Brücke könnte auch ein Statement für das Dresden der Zukunft sein.»
Für mich zeigt diese Debatte exemplarisch, wie Dresden mit seinem Erbe ringt – zwischen Tradition und Moderne. Die endgültige Entscheidung fällt im Dezember. Eines ist sicher: Sie wird das Gesicht der Stadt für Generationen prägen. Manchmal sind Brücken eben mehr als nur Verbindungen zwischen zwei Ufern.