Der Münchner Stadtrat hat am Mittwoch ein Jahrhundertprojekt auf den Weg gebracht: Im Norden der Stadt soll ein komplett neuer Stadtteil für bis zu 30.000 Menschen entstehen. Auf einem 600 Hektar großen Areal zwischen Feldmoching, Ludwigsfeld und der A99 plant die Stadt bezahlbaren Wohnraum, der dringend benötigt wird. Die Münchner Wohnungskrise verschärft sich seit Jahren – aktuell fehlen etwa 70.000 Wohnungen.
Doch der neue Stadtteil, der frühestens 2035 Realität werden könnte, wird die Wohnungsnot nicht allein lösen. «Das ist ein wichtiger Baustein, aber keine Schlüssellösung», erklärt Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Die Planungen sehen vor allem kompakte Wohnquartiere mit guter Anbindung vor. Die S-Bahn-Trasse soll erweitert werden, um den neuen Stadtteil an die Innenstadt anzubinden.
Als ich kürzlich durch Feldmoching spazierte, war die Skepsis der Anwohner spürbar. «Wir brauchen die landwirtschaftlichen Flächen», sagte mir ein älterer Herr, der seit 40 Jahren dort lebt. Tatsächlich müssen für das Projekt hochwertige Ackerflächen weichen – ein Punkt, den Umweltverbände scharf kritisieren.
Die Stadtratsentscheidung fiel mit 44 zu 11 Stimmen deutlich aus. Die Grünen-Fraktion, sonst oft kritisch bei Flächenverbrauch, stimmte mehrheitlich zu. «München wächst weiter, wir müssen handeln», betonte Fraktionschefin Anna Hanusch.
Was das für die Stadt bedeutet? München wagt einen Kraftakt, dessen Erfolg davon abhängt, ob bezahlbarer Wohnraum wirklich entsteht – und nicht nur ein weiteres Prestigeprojekt. Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt erst: Bürgerbeteiligung, Naturschutz und soziale Durchmischung werden die großen Herausforderungen bleiben. Mehr dazu auf der Webseite der Stadt München.