Die Innenstadt von Neumünster wirkt an diesem Morgen geschäftig wie immer. Doch vor dem Rathaus steht ein Lastwagen, der mehr transportiert als nur Waren. Er trägt die Solidarität einer ganzen Stadt. Mit Hilfsgütern im Wert von rund 55.000 Euro unterstützt Neumünster seine ukrainische Partnerstadt Korosten. Seit Kriegsbeginn vor mehr als zwei Jahren hat die Stadt damit Unterstützung im Gesamtwert von über 250.000 Euro geleistet.
«Was die Menschen dort am dringendsten brauchen, sind medizinische Geräte und Ausrüstung für den Alltag», erklärt Oberbürgermeister Tobias Bergmann beim Beladen des Transporters. Unter den Hilfsgütern befinden sich Stromgeneratoren, medizinische Ausrüstung und Verbandsmaterial. Besonders wichtig: Ein spezielles Ultraschallgerät für das Krankenhaus in Korosten.
Die Hilfe kommt zur rechten Zeit. In Korosten, einer Stadt mit rund 60.000 Einwohnern, fallen regelmäßig Strom und Heizung aus. Die Lage hat sich mit den verstärkten russischen Angriffen auf die Infrastruktur weiter verschlechtert. «Die Verbindung zwischen unseren Städten ist eine echte Herzensangelegenheit geworden», sagt eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung, die seit Kriegsbeginn mehrere Hilfstransporte organisiert hat.
Was mich bei meinen Recherchen besonders beeindruckt: Die Hilfe kommt von überall. Schulen haben gesammelt, Unternehmen gespendet, Privatpersonen Pakete gepackt. Bei einem Benefizkonzert im Februar kamen über 8.000 Euro zusammen. Die Schleswig-Holsteiner zeigen, was Solidarität konkret bedeuten kann.
Der Transport wird etwa vier Tage bis an die polnisch-ukrainische Grenze benötigen. Von dort übernehmen ukrainische Helfer die weitere Verteilung. Ein Risiko bleibt: Niemand weiß, ob alle Güter sicher ankommen werden. Doch die Botschaft dieser Hilfsaktion reicht weiter als die Ladung selbst: In Zeiten, in denen Kriegsmüdigkeit um sich greift, zeigt Neumünster, dass nachbarschaftliche Hilfe keine Grenzen kennt.