Der Wind hat sich gedreht im Ruhrgebiet. Seit Niko Kovac bei Borussia Dortmund das Ruder übernommen hat, weht ein rauerer Ton durch das Trainingsgelände in Brackel. Die Spieler berichten von deutlich intensiveren Einheiten, längeren Tagen und einer klaren Ansage: Wer nicht mitzieht, sitzt draußen. Ein Kulturschock für den BVB – und genau das scheint gewollt.
«Wir müssen härter arbeiten als andere, um erfolgreich zu sein», erklärte Kovac nach seinem Amtsantritt. Der 52-jährige Kroate, bekannt für seine kompromisslose Arbeitsethik aus Zeiten bei Bayern München und Wolfsburg, setzt auf alte Tugenden: Disziplin, Kondition, taktische Präzision. Die Ergebnisse geben ihm bisher recht. Mit vier Siegen aus fünf Pflichtspielen ist der Start geglückt.
Doch die neue Härte stößt nicht überall auf Gegenliebe. Besonders die etablierten Stars hadern mit dem Systemwechsel. Marco Reus› Spielzeit wurde reduziert, andere Führungsspieler müssen plötzlich um ihren Stammplatz kämpfen. Die Trainingsintensität fordert ihren Tribut – drei Spieler fielen bereits mit Muskelverletzungen aus. Ein Insider aus dem Vereinsumfeld verrät: «Einige waren diese Belastung einfach nicht mehr gewohnt. Das ist ein kompletter Systemwechsel.»
Doch die wahren Probleme des BVB bleiben trotz neuem Regime bestehen. Die Defensive wackelt weiterhin bei Standardsituationen, der Spielaufbau stockt unter Druck. Kann Kovac› Härte diese strukturellen Schwächen beheben? Die kommenden Wochen mit Spielen gegen Bayern und Leipzig werden zeigen, ob der Kulturschock in Dortmund nachhaltige Wirkung hat oder nur ein kurzfristiger Effekt bleibt. Für die Fans jedenfalls ist die neue Mentalität ein Hoffnungsschimmer – denn eines hat der BVB in den letzten Jahren oft vermissen lassen: den unbedingten Willen, an Grenzen zu gehen.