Die Tradition lebt: Gestern Nachmittag verwandelte sich die Düsseldorfer Altstadt in ein Winterwunderland voller erwartungsvoller Kinderaugen. Der Nikolaus kam – nicht mit dem Schlitten, sondern standesgemäß per Boot über den Rhein. Mehr als 300 Familien hatten sich trotz des kühlen Wetters am Burgplatz versammelt, wo der bärtige Mann in Rot um Punkt 14 Uhr anlegte.
«Die Aufregung der Kinder ist jedes Jahr aufs Neue bewegend», erzählt mir eine Mutter, während ihr fünfjähriger Sohn ungeduldig auf und ab hüpft. Begleitet von traditionellen Weihnachtsliedern, die der Kinderchor der Düsseldorfer Musikschule anstimmte, schritt der Nikolaus durch die Menge und verteilte Schokoladen und kleine Geschenke.
Der Brauch des Nikolausbootes reicht in Düsseldorf bis ins Jahr 1946 zurück – damals als Zeichen der Hoffnung in der Nachkriegszeit eingeführt. «Diese Tradition verbindet Generationen», erklärt Oberbürgermeister Stephan Keller, der die Veranstaltung offiziell eröffnete. «Viele Eltern hier waren selbst als Kinder dabei.»
Besonders rührend war der Moment, als der siebenjährige Liam dem Nikolaus sein selbstgemaltes Bild überreichte. In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich selten solch strahlende Augen gesehen. «Es ist einfach schön zu sehen, wie in diesen herausfordernden Zeiten solche Traditionen den Menschen Halt geben«, sagte Petra Müller vom Altstadtverein, der die Veranstaltung organisiert.
Die Nikolausfahrt markiert in Düsseldorf traditionell den Auftakt der Weihnachtszeit – für viele Familien untrennbar mit der eigenen Kindheit verbunden. Was bleibt, ist die Frage: Wie bewahren wir solche gemeinschaftsstiftenden Bräuche in einer immer digitaleren Welt? Vielleicht liegt die Antwort in den leuchtenden Kinderaugen am Rheinufer.