Die Münchner Wiesn schließt nach 16 Tagen ihre Pforten. Mit über sieben Millionen Besuchern wurde die Sechs-Millionen-Marke deutlich übertroffen. Besonders erfreulich: Der Bierkonsum ist um fünf Prozent gestiegen. Während Polizeipräsident Marcus Weber von einer «weitgehend friedlichen Wiesn» spricht, zeigen die Zahlen ein differenzierteres Bild. Die Sanitäter verzeichneten 4.200 Einsätze – 15 Prozent mehr als im Vorjahr.
Was mich bei meinen täglichen Rundgängen über die Theresienwiese besonders beeindruckt hat: Die Balance zwischen Tradition und Moderne scheint dieses Jahr besonders gelungen. Die neuen Öko-Fahrgeschäfte wie das solarbetriebene «GreenWheel» waren konstant ausgebucht. «Wir müssen auch auf dem Oktoberfest Nachhaltigkeit leben», erklärte Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner gestern im Gespräch.
Gleichzeitig sorgten mehrere Vorfälle für Schlagzeilen. Der Diebstahl eines historischen Bierkrugs aus dem Festmuseum bleibt ungeklärt. Und die spontane Hochzeit eines amerikanischen Paares im Schützenfestzelt schaffte es sogar in die New York Times. Die neue «Wiesn-App» wurde über 400.000 Mal heruntergeladen – für mich ein klares Zeichen, dass auch traditionelle Volksfeste im digitalen Zeitalter ankommen.
In München wird bereits über das Oktoberfest 2026 diskutiert. Eine Erweiterung des Geländes Richtung Süden steht im Raum. Anwohner protestieren, die Wirte jubeln. Die Wiesn bleibt, was sie immer war: ein Spiegel unserer Gesellschaft – traditionsbewusst, kommerziell und manchmal widersprüchlich. Was meint ihr: Braucht das größte Volksfest der Welt wirklich noch mehr Platz?