Als ich heute morgen die aktuelle Wirtschaftsplanung für das Oktoberfest 2025 auf dem Schreibtisch hatte, musste ich schmunzeln: Münchens Volksfest entwickelt sich immer mehr zum globalen Business-Event. Rund 40 Prozent der Unternehmen in der Landeshauptstadt nutzen die Wiesn inzwischen gezielt für Geschäftstermine, wie eine Umfrage der IHK München ergab. Die Reservierungsanfragen für Firmenkontingente liegen bereits jetzt 18 Prozent über dem Vorjahreswert.
Was viele Besucher nicht sehen: Hinter den Kulissen der Bierzelte entstehen millionenschwere Deals. «Das Oktoberfest ist für uns mittlerweile wichtiger als manche Fachmesse», erklärt Martin Stoiber, Geschäftsführer eines Münchner Technologieunternehmens. «Die lockere Atmosphäre öffnet Türen, die im Konferenzraum verschlossen bleiben.»
Die Stadt München hat diesen Trend erkannt und plant für 2025 erstmals spezielle «Business-Lounges» am Rande des Festgeländes. Dort sollen Unternehmen diskret verhandeln können, während draußen die Volksfeststimmung tobt.
Das bringt auch Herausforderungen. Bei meinen Recherchen in Baden-Württemberg stellte ich fest: Viele internationale Gäste reisen inzwischen nicht wegen des Bieres an, sondern für Geschäftskontakte. Die Wiesn-Wirte reagieren und bieten vermehrt ruhigere Bereiche für Businessgespräche an.
«Wir müssen aufpassen, dass die Wiesn nicht zum reinen Networking-Event verkommt», warnt Wiesnchef Clemens Baumgärtner. Eine Balance, die nicht leicht zu finden ist. Denn der wirtschaftliche Effekt des Business-Tourismus ist enorm.
Was bedeutet dieser Wandel für das Oktoberfest? Die Tradition bekommt eine neue Dimension. Während manche den Verlust der Authentizität beklagen, sehe ich darin auch eine Chance: Das Oktoberfest bleibt relevant in einer globalisierten Welt. Aber eines sollten wir nicht vergessen: Am Ende geht’s um Gemeinschaft – ob beim Biertrinken oder beim Geschäftemachen.