Am heutigen Donnerstag jährt sich der Oktoberfest-Anschlag zum 44. Mal. Um 22:19 Uhr explodierte am 26. September 1980 eine Bombe am Haupteingang der Wiesn. 13 Menschen starben, über 200 wurden verletzt. Obwohl die Bundesanwaltschaft den Fall 2020 einstellte und den Rechtsextremisten Gundolf Köhler als Einzeltäter einstufte, nähren neu entdeckte Akten Zweifel an dieser Version.
Die Opfer und ihre Angehörigen kämpfen bis heute um Anerkennung. «Mein Leben wurde in dieser Nacht für immer verändert», sagt Robert Höckmayr, der als 12-Jähriger schwer verletzt wurde und seine Geschwister verlor. Lange fühlten sich die Betroffenen vom Staat im Stich gelassen.
Erst 2018 stellte die Bundesregierung einen Opferfonds über 1,2 Millionen Euro bereit. Zu spät, finden viele. Die neu aufgetauchten Akten aus den Beständen des Bundesnachrichtendienstes werfen unbequeme Fragen auf: Gab es doch Mitwisser oder Unterstützer? Wurden Verbindungen zu rechtsextremen Netzwerken bewusst ignoriert?
Als ich vor zehn Jahren zum ersten Mal mit Überlebenden des Anschlags sprach, beeindruckte mich ihre Entschlossenheit, die volle Wahrheit ans Licht zu bringen. Diese Hartnäckigkeit hat dazu beigetragen, dass der Fall neu aufgerollt wurde.
Bei der heutigen Gedenkfeier am Wiesn-Haupteingang werden Kerzen für jedes Opfer entzündet. Oberbürgermeister Dieter Reiter wird sprechen. Die neu entdeckten Dokumente sind ein Mahnmal dafür, wie wichtig es ist, rechtsextremistische Gewalt nicht zu verharmlosen und Terroropfer nicht zu vergessen. Wird der deutsche Staat endlich alle Akten offenlegen?