Die Entscheidung für deutsche LNG-Terminals fiel offenbar lange vor dem Ukraine-Krieg. Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte dies gestern vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Schwerin. Der Ausschuss untersucht die Hintergründe der Nord Stream 2-Pipeline und der späteren Entscheidung für Flüssiggas-Terminals an der deutschen Küste.
«Ich war von Anfang an für den Bau von LNG-Terminals», sagte Scholz während seiner vierstündigen Befragung. Nach seinen Angaben war dieser Plan bereits Teil der Koalitionsverhandlungen 2021 – Monate vor Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022. Die Opposition hatte Scholz vorgeworfen, die Energiekrise als Vorwand für den Bau der umstrittenen Terminals genutzt zu haben.
Als ich vor zwei Jahren durch Lubmin lief, war die Stimmung dort gespalten. Während einige Anwohner die wirtschaftlichen Chancen der neuen Gasinfrastruktur betonten, machten Umweltschützer auf die klimapolitischen Widersprüche aufmerksam. Diese Ambivalenz spiegelt sich bis heute in der Debatte wider.
Der Kanzler verteidigte auch die schnelle Umsetzung: «Wir mussten handeln. Deutschland brauchte eine Alternative zu russischem Pipeline-Gas.» Die sechs geplanten LNG-Terminals sollen langfristig auf Wasserstoff umgerüstet werden können, was Klimaschutzverbände jedoch bezweifeln.
Für die regionale Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern bleibt die Frage: War der schnelle Ausbau nun visionäre Energiepolitik oder überhastete Reaktion? Die Menschen vor Ort warten auf Antworten, während der Ausschuss weiterarbeitet und die nächsten Zeugen lädt.