Der Traum von Olympia in Berlin nimmt konkrete Formen an. Gestern stellte der Berliner Senat sein Konzept für eine mögliche Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele 2036 vor. Hundert Jahre nach den von den Nationalsozialisten missbrauchten Spielen könnte die deutsche Hauptstadt ein Zeichen für Weltoffenheit und Demokratie setzen. Eine repräsentative Umfrage zeigt: 68 Prozent der Berlinerinnen und Berliner stehen hinter dem Vorhaben.
Die Pläne setzen auf Nachhaltigkeit und vorhandene Infrastruktur. Das Olympiastadion, erbaut für die Spiele 1936, soll als zentraler Austragungsort dienen – diesmal jedoch als Symbol demokratischer Werte. «Wir wollen zeigen, dass Berlin aus seiner Geschichte gelernt hat», erklärte Sportsenator Ulrich Manske bei der Präsentation im Roten Rathaus. «Diese Spiele sollen ein Fest der Völkerverständigung werden.»
Besonders innovativ: Das Konzept verzichtet weitgehend auf Neubauten. Stattdessen sollen bestehende Sportstätten wie das Velodrom, die Max-Schmeling-Halle und das Schwimmstadion modernisiert werden. Das olympische Dorf ist auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel geplant, wo ohnehin neue Wohnungen entstehen sollen.
Bei meinem Besuch im Olympiapark letzte Woche war die Begeisterung bereits spürbar. «Das wäre eine Chance, die ganze Stadt zu beleben», meinte eine Joggerin. Ein älterer Herr erinnerte sich noch an die Fußball-WM 2006: «Damals war Berlin ein einziges Fest – so etwas wünsche ich mir wieder.»
Die Kosten werden auf rund 4,8 Milliarden Euro geschätzt – deutlich weniger als bei vergleichbaren Großereignissen. Kritiker warnen dennoch vor Risiken. Stadtsoziologin Dr. Helena Weber gibt zu bedenken: «Die Erfahrung zeigt, dass Olympia-Budgets fast immer überschritten werden. Zudem muss sichergestellt sein, dass die Bevölkerung wirklich profitiert.»
Der Weg zu einer erfolgreichen Bewerbung ist noch weit. Zunächst muss der Deutsche Olympische Sportbund überzeugt werden, dann folgt das internationale Auswahlverfahren. Doch die Botschaft ist klar: Berlin will 2036 zeigen, dass aus einem dunklen Kapitel der Geschichte ein leuchtendes Beispiel für die verbindende Kraft des Sports werden kann. Wäre das nicht die schönste Form der Wiedergutmachung?