Die Diskussion über eine mögliche Hamburger Olympia-Bewerbung für 2036 gewinnt an Fahrt. Seit gestern beraten Sportfunktionäre, Politiker und Wirtschaftsvertreter intensiv über die Chancen der Hansestadt, 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin die olympische Idee neu zu interpretieren. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage befürworten bereits 57 Prozent der Hamburger eine erneute Bewerbung, nachdem das Referendum 2015 noch gescheitert war.
Der Unterschied zum letzten Anlauf liegt auf der Hand: Diesmal setzt Hamburg auf nachhaltige Konzepte. «Wir planen keine teuren Prestigebauten, sondern nutzen vorhandene Infrastruktur und temporäre Stätten», erklärt Sportsenator Andy Grote im Gespräch. Das Olympic Stadium würde auf dem Heiligengeistfeld entstehen – nach den Spielen rückbaubar. Die Schwimmwettbewerbe könnten in der bereits geplanten neuen Schwimmhalle in Wilhelmsburg stattfinden.
Beeindruckend sind die wirtschaftlichen Prognosen: Etwa 17.000 zusätzliche Arbeitsplätze könnten entstehen, schätzt die Handelskammer. Die Investitionen in den ÖPNV würden vorgezogen, der Wohnungsbau angekurbelt. Wenn ich durch die HafenCity gehe, sehe ich, wie große Sportevents eine Stadt verändern können. Die Elbphilharmonie, einst umstritten, ist heute Wahrzeichen und Touristenmagnet.
Natürlich gibt es kritische Stimmen. «Die Kosten von Olympischen Spielen werden regelmäßig unterschätzt», warnt der Bund der Steuerzahler. Umweltverbände fordern strenge ökologische Auflagen. Der olympische Gedanke kann nur überzeugen, wenn er den Menschen dient und nicht umgekehrt. Die Entscheidung über eine Bewerbung fällt im nächsten Jahr – Zeit genug für eine breite gesellschaftliche Debatte darüber, was wir eigentlich wollen: Zwei Wochen Glanz oder ein langfristiges Erbe?