Die Ticketpreise für Open-Air-Konzerte in Sachsen steigen unaufhaltsam. Viele Fans fragen sich: Wo liegt die Schmerzgrenze? In Dresden zahlten Besucher des Elbe-Festivals vergangene Woche bis zu 180 Euro für einen Abend mit nationalen und internationalen Stars. Laut einer aktuellen Umfrage des Mitteldeutschen Rundfunks halten 73 Prozent der Sachsen Ticketpreise über 100 Euro für «nicht mehr verhältnismäßig».
Die Gründe für die steigenden Preise sind vielschichtig. «Nach der Corona-Pandemie kämpfen wir mit erhöhten Kosten für Technik, Personal und Transport», erklärt Martin Weber, Veranstalter mehrerer sächsischer Festivals. Hinzu kommen die Gagen der Künstler, die deutlich gestiegen sind. Ein bekannter deutscher Sänger, der 2019 noch für 50.000 Euro auftrat, verlangt heute mindestens das Doppelte.
Für Konzertbesucher wie Anke Müller aus Radebeul wird es zunehmend schwierig. «Früher haben wir drei, vier Konzerte im Sommer besucht. Jetzt müssen wir uns für eins entscheiden», sagt die 42-Jährige. Gleichzeitig entstehen neue Alternativangebote: Kleinere Festivals mit regionalen Künstlern locken mit Eintrittspreisen zwischen 20 und 40 Euro.
In meinen fast zwanzig Jahren als Kulturjournalistin habe ich die Entwicklung hautnah miterlebt. Was in den Neunzigern als Ausnahme galt – ein Konzertticket für 100 Mark – ist heute Standard geworden. In Hamburg, wo ich aufgewachsen bin, zahlten wir für Stars höchstens 60 Euro.
Die Branche steht vor einem Dilemma: Einerseits müssen die Veranstalter wirtschaftlich arbeiten, andererseits droht die Kultur zunehmend elitär zu werden. Experten erwarten für 2025 eine Beruhigung des Marktes. Bis dahin bleibt die Frage: Ist Live-Musik bald nur noch etwas für Besserverdiener?