Der Wind hat sich gedreht in der Google Frauen-Bundesliga. Während die traditionellen Kräfteverhältnisse im Männerfußball zwischen Ost und West noch immer spürbar sind, schreiben die Frauenteams eine andere Geschichte. Am kommenden Sonntag treffen mit dem FC Carl Zeiss Jena und Union Berlin zwei Traditionsvereine aufeinander, die exemplarisch für den Aufschwung des Frauenfußballs in Ostdeutschland stehen.
«Die Entwicklung des Frauenfußballs im Osten ist beeindruckend», erklärt Lisa Weidauer, Sportpsychologin und langjährige Beobachterin des Frauenfußballs. «Hier wird mit deutlich weniger finanziellen Mitteln, aber enormer Leidenschaft gearbeitet.» Tatsächlich investieren die Vereine aus der Region in nachhaltige Strukturen statt in teure Transfers. Der FC Carl Zeiss Jena beispielsweise hat in den letzten drei Jahren seine Nachwuchsakademie massiv ausgebaut und konnte dadurch sechs Eigengewächse in den Profikader integrieren.
Union Berlin wiederum setzt auf die Strahlkraft des Bundesliga-Männerteams und profitiert von steigenden Zuschauerzahlen. Beim letzten Heimspiel kamen über 3.200 Fans – ein Wert, der vor fünf Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Die Digitalisierung spielt dabei eine entscheidende Rolle: Beide Vereine haben ihre Social-Media-Präsenz professionalisiert und erreichen so ein jüngeres Publikum. Die Spielerinnen werden als Persönlichkeiten inszeniert, nicht nur als Sportlerinnen.
Was das Ostderby besonders macht? Es geht um mehr als Punkte. Es geht um Tradition, regionale Identität und die Frage, wer die neue Nummer eins im Osten wird. Die Technologien auf dem Platz mögen dieselben sein wie anderswo – aber die Geschichten dahinter sind einzigartig. Und wer weiß, vielleicht schaut der eine oder andere westdeutsche Großclub bald neidisch auf die organisch gewachsenen Strukturen im Osten.