Die Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizei in Berlin-Kreuzberg haben in der Nacht zum Sonntag neue Dimensionen erreicht. Bei der nicht angemeldeten pro-palästinensischen Demonstration gingen nach Polizeiangaben etwa 1.400 Menschen auf die Straße. Was als Protest begann, endete in gewaltsamen Zusammenstößen, bei denen 65 Polizisten verletzt wurden.
Seit gestern Abend brennen die sozialen Medien mit Videos von brennenden Barrikaden und Steinwürfen. Die Bilder erinnern mich an die Mai-Krawalle früherer Jahre, nur dass diesmal eine explosive politische Dimension hinzukommt. Der Nahost-Konflikt hat längst die Straßen Berlins erreicht – und spaltet die Stadt.
«Die Polizisten wurden gezielt mit Flaschen, Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen», erklärt Polizeisprecher Martin Halweg. Besonders im Bereich der Oranienstraße eskalierte die Lage. Demonstranten zündeten Mülltonnen an und errichteten Barrikaden, während Einsatzkräfte versuchten, die Situation unter Kontrolle zu bringen.
Anwohner aus Kreuzberg berichten von einer angespannten Atmosphäre, die sich seit Tagen aufgebaut hat. «Es geht nicht mehr nur um Politik, sondern um Wut», sagt Meral Özgür, die seit 15 Jahren im Kiez lebt.
Die Polizei nahm 174 Personen fest und leitete Strafverfahren wegen schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und Widerstands ein. Dennoch: Die Eskalation wirft Fragen zum Umgang mit pro-palästinensischen Demonstrationen auf.
Während meiner Berichterstattung in Hamburg und München habe ich ähnliche Entwicklungen beobachtet. Was als legitimer Protest beginnt, wird zunehmend von Extremisten instrumentalisiert. Doch eine pauschale Kriminalisierung aller Demonstranten wäre ebenso falsch wie das Ignorieren von Gewaltexzessen.
Berlin steht nun vor der Frage, wie mit dem wachsenden Konfliktpotential umzugehen ist. Weitere Demonstrationen sind angekündigt. Die Sicherheitsbehörden bereiten sich auf ein heißes Wochenende vor. Dabei geht es längst um mehr als nur um Nahost-Politik – es geht um das friedliche Zusammenleben in unseren Städten.