Der Baldeneysee in Essen, beliebtes Ausflugsziel für Tausende, erhält eine kontroverse Neuerung: Seit Anfang April müssen Besucher an mehreren Parkplätzen Gebühren zahlen. Die Stadt Essen führte die Regelung nach monatelanger Diskussion ein. Laut Umfragen der Essener Verkehrsbetriebe sind 58 Prozent der Anwohner gegen die Gebühren, während die Stadtverwaltung auf notwendige Einnahmen verweist.
Die Parkgebühren betreffen zunächst vier Hauptparkplätze rund um den See: Regattahaus, Hardenbergufer, Kampmannbrücke und Heisinger Straße. Wer dort parkt, zahlt zwischen 8 und 20 Uhr einen Euro pro Stunde, maximal fünf Euro pro Tag. Die Bürgerinitiative «Freies Parken am See» sammelte bereits über 2.000 Unterschriften gegen die Maßnahme.
«Diese Gebühren treffen besonders Familien mit Kindern und ältere Menschen, die auf das Auto angewiesen sind», erklärt Michaela Wegner, Sprecherin der Initiative. Die Stadt hingegen sieht die Gebühren als unumgänglich an. «Die Instandhaltung der Parkflächen und die Verkehrslenkung kosten Geld», so Oberbürgermeister Thomas Kufen.
Vor Ort beobachtete ich gestern, wie viele Besucher überrascht auf die neuen Automaten reagierten. Einige parkten kurzerhand in angrenzenden Wohngebieten, was dort bereits für Unmut sorgt.
Die Parkgebühren könnten das Freizeitverhalten am See nachhaltig verändern. Experten rechnen mit einer verstärkten Nutzung von Bus und Bahn oder Fahrrädern. Die Debatte zeigt exemplarisch, wie Kommunen zwischen Einnahmen und Bürgerinteressen abwägen müssen. Bleibt die Frage: Ist freier Zugang zur Natur ein Luxus, den wir uns nicht mehr leisten können?