Die Halle bebte, als Paul Drux seine letzte Ehrenrunde drehte. 9.000 Fans in der Max-Schmeling-Halle verabschiedeten den Füchse-Kapitän nach 11 Jahren im Verein. Was früher nur als flüchtige Erinnerung oder Zeitungsausschnitt blieb, wird heute digital verewigt. Smartphones, Kameras und professionelle Livestreams dokumentierten jeden Moment der emotionalen Zeremonie – ein digitales Erbe, das dem Handball-Profi für immer bleibt.
Die Sportbranche erlebt einen fundamentalen Wandel in der Art, wie Karriere-Höhepunkte und -Abschiede festgehalten werden. «Wir haben für Paul eine personalisierte digitale Gedenkwand erstellt, wo Fans ihre Erinnerungen und Glückwünsche hinterlassen können», erklärt Max Henninger, Digital-Manager der Füchse Berlin. Was vor zehn Jahren noch undenkbar war, ist heute Realität: Von KI-generierten Highlight-Compilations bis zu interaktiven 3D-Modellen der Max-Schmeling-Halle, die den exakten Moment seiner Abschiedszeremonie nachbilden.
Für Drux selbst bedeutet dies einen zweischneidigen Abschied. «Es ist überwältigend zu sehen, wie viele Menschen Momente mit mir teilen. Gleichzeitig ist es merkwürdig, dass mein Karriereende jetzt für immer im Netz existiert», sagt der 29-jährige Ex-Nationalspieler, der seine Karriere verletzungsbedingt beenden musste. Die Plattform «Sportlives» archiviert mittlerweile über 15.000 Karriere-Abschiede deutscher Profisportler – komplett mit emotionalen Reaktionen, Statistiken und Fan-Tributen.
Während Fans die neuen digitalen Möglichkeiten begrüßen, entsteht eine bemerkenswerte Spannung: Wie viel vom intimsten Moment einer Sportkarriere – dem Abschied – gehört der Öffentlichkeit? Im Fall von Drux war die Antwort klar: Fast alles. Nur der Moment in der Kabine blieb privat. Die Frage für die Zukunft lautet wohl: Verändert die permanente digitale Dokumentation unsere Erinnerungskultur im Sport? Oder anders gefragt: Erleben wir echte Momente noch wirklich, wenn wir sie gleichzeitig fürs digitale Archiv festhalten?