Die Straßen von Salem säumt eine besondere Geschichte – die eines Mannes, der die Kommunalpolitik der Region geprägt hat wie kaum ein anderer. Paul Müller feiert heute seinen 85. Geburtstag. Seit sechs Jahrzehnten mischt er in der Lokalpolitik mit, davon allein 44 Jahre im Gemeinderat. Seine Leidenschaft für Politik begann 1961 mit dem Eintritt in die CDU – und sie hat ihn nie losgelassen.
«Politik muss bei den Menschen ankommen, sonst hat sie ihren Zweck verfehlt», erklärt Müller, während er in seinem Wohnzimmer Fotos aus vergangenen Jahrzehnten zeigt. Sein Engagement reicht vom Kreistag bis zum Ortsvorsteher, seine Expertise wird über Parteigrenzen hinweg geschätzt. Was ihn auszeichnet, ist seine Bodenständigkeit.
Wegbegleiter schätzen vor allem seine Fähigkeit, komplizierte Sachverhalte auf den Punkt zu bringen. «Paul hat immer verstanden, dass Politik nicht in Sitzungssälen, sondern auf der Straße gemacht wird», sagt Bürgermeisterin Elisabeth Kugel, die Müller als politischen Mentor bezeichnet.
In meinen zwanzig Jahren als Journalistin habe ich viele Politiker kennengelernt, aber selten jemanden mit solch natürlicher Verbindung zur Bevölkerung. Bei einer Berichterstattung über die Neugestaltung des Salemer Marktplatzes vor drei Jahren konnte ich beobachten, wie Müller jeden Handwerker mit Namen kannte und ihre Familienverhältnisse im Gedächtnis hatte.
Die größten Erfolge seiner Laufbahn? «Die Umgehungsstraße und der Ausbau des Gewerbegebiets», antwortet er ohne Zögern. «Aber am stolzesten bin ich auf die kleinen Dinge – den Spielplatz im Westen, der endlich gebaut wurde, nachdem Familien jahrelang darum gekämpft hatten.»
Was bleibt von sechs Jahrzehnten Politik? Vielleicht sein Rat an junge Menschen: «Hört zu, bevor ihr sprecht. Und nehmt die Sorgen der Leute ernst.» In Zeiten politischer Polarisierung klingt das wie aus einer anderen Welt. Doch für Salem hat es funktioniert.