In Essen steht ein 40-jähriger Mann vor Gericht, der seinen Vater mit Pfeil und Bogen angegriffen haben soll. Das Landgericht beschäftigt sich seit gestern mit dem Fall, bei dem der Sohn im April mehrere Pfeile auf seinen 71-jährigen Vater abgeschossen hatte. Nach einem Streit soll der Angeklagte erst mit einem Schraubendreher gedroht und dann zum Bogen gegriffen haben.
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf den Umgang mit psychischen Erkrankungen. Bei dem Angeklagten wurde bereits vor Jahren eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert. «Die Krankheit verändert die Wahrnehmung und das Denken grundlegend», erklärte ein psychiatrischer Gutachter während der Verhandlung. Der Beschuldigte soll während der Tat unter Wahnvorstellungen gelitten haben.
Der Vater erlitt bei dem Angriff Verletzungen an Schulter und Oberarm, konnte aber fliehen und die Polizei alarmieren. Nachbarn berichteten mir, dass es in der Vergangenheit häufiger zu lauten Auseinandersetzungen gekommen sei. «Man hat immer gehofft, dass nichts Schlimmes passiert, aber irgendwie hat man es kommen sehen», sagte eine Anwohnerin, die seit 15 Jahren im selben Haus wohnt.
Die Staatsanwaltschaft geht von versuchtem Totschlag aus, beantragt jedoch die Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung statt einer Haftstrafe. Der Verteidiger betont: «Mein Mandant ist ein Mensch, der Hilfe braucht, kein Krimineller.»
Das Gericht muss nun abwägen, wie der Schutz der Gesellschaft und die notwendige Behandlung des Erkrankten in Einklang zu bringen sind. Die Entscheidung wird für nächste Woche erwartet. Der Fall zeigt, wie wichtig frühzeitige Hilfsangebote für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen sind – und wie schnell es eskalieren kann, wenn diese fehlen.