Ein 89-jähriger Bewohner eines Pflegeheims in Menden hat gestern Nachmittag versehentlich sich selbst und seine 85-jährige Ehefrau verletzt. Der Senior hatte beim Versuch, seiner Frau beim Aufstehen zu helfen, das Gleichgewicht verloren. Beide stürzten und zogen sich dabei Prellungen und Schnittwunden zu.
«Es war ein tragischer Unfall, wie er leider im Pflegealltag immer wieder vorkommt», erklärt Heimleiterin Kerstin Meier. Die Verletzungen seien glücklicherweise nicht schwerwiegend, beide Ehepartner werden derzeit im St. Vincenz-Krankenhaus ambulant behandelt.
Nach Angaben des Pflegepersonals hatte der Senior darauf bestanden, seiner Frau selbst zu helfen, obwohl er dazu körperlich kaum in der Lage war. Ein Phänomen, das ich in meiner Berichterstattung über Pflegeeinrichtungen immer wieder beobachte: Die Generation, die zwei Weltkriege erlebt hat, will anderen nicht zur Last fallen und überschätzt dabei oft die eigenen Kräfte.
Die Heimleitung hat nach dem Vorfall reagiert und will künftig stärker darauf achten, dass Angehörige bei Hilfestellungen Unterstützung erhalten. «Wir respektieren den Wunsch nach Selbstständigkeit, aber die Sicherheit geht vor», so die leitende Pflegekraft Thorsten Weber. Weitere Informationen zur Sicherheit in Pflegeheimen bietet die Verbraucherzentrale NRW.
Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen in der Altenpflege. In Zeiten von Personalmangel und steigenden Pflegefällen bleibt die Balance zwischen würdevoller Selbstbestimmung und notwendigem Schutz ein Drahtseilakt. Was wiegt schwerer: Die Freiheit, einander beizustehen oder die Sicherheit durch professionelle Hilfe?