Die bekannte RTL-Moderatorin Pınar Atalay hat gestern Abend vor rund 250 Gästen in der Marburger Alten Aula über die wachsende Gefahr von Fake News gesprochen. «Wir erleben derzeit einen gefährlichen Vertrauensverlust in etablierte Medien», warnte die 46-jährige Journalistin. Laut einer aktuellen Studie der Universität Mainz glauben mittlerweile 27 Prozent der Deutschen, dass Medien und Politik gezielt zusammenarbeiten, um die Bevölkerung zu täuschen.
Atalay, die zuvor beim NDR und der ARD tätig war, betonte die Verantwortung journalistischer Arbeit in politisch aufgeheizten Zeiten. «Unsere Demokratie lebt vom informierten Bürger. Wenn Falschinformationen die Oberhand gewinnen, gefährdet das unser gesellschaftliches Fundament», so die Moderatorin. Besonders besorgniserregend sei die Geschwindigkeit, mit der sich Falschmeldungen über soziale Medien verbreiten.
«Eine Lüge ist dreimal um die Welt gelaufen, bevor die Wahrheit überhaupt die Schuhe angezogen hat», zitierte sie ein bekanntes Sprichwort. Die gebürtige Lemgoerin berichtete aus eigener Erfahrung, wie Redaktionen heute unter enormem Zeitdruck arbeiten müssen, was die gründliche Faktenprüfung erschwere.
Der Landrat von Marburg-Biedenkopf, Jens Womelsdorf, pflichtete ihr bei: «Lokaljournalismus ist das Rückgrat unserer demokratischen Kultur. Wenn Menschen nicht mehr zwischen Fakten und Fiktionen unterscheiden können, verlieren wir den gemeinsamen Boden unter den Füßen.»
Als ich Atalay nach dem Vortrag traf, wirkte sie nachdenklich. Die Polarisierung der Gesellschaft, die sich in meiner Heimat Baden-Württemberg genauso zeigt wie hier in Hessen, bereitet ihr sichtlich Sorgen. Dennoch sah sie Grund zur Hoffnung: «Die vielen jungen Menschen im Publikum heute Abend zeigen, dass Interesse an faktenbasiertem Journalismus weiterhin besteht.»
Zum Abschluss appellierte Atalay an die Verantwortung jedes Einzelnen. Kritisches Denken und das Hinterfragen von Quellen seien wichtiger denn je. Die Frage, die im Raum bleibt: Können wir als Gesellschaft den digitalen Sturm der Desinformation überstehen? Die Antwort liegt wohl in unserer gemeinsamen Fähigkeit, Wahrheit zu erkennen – und zu verteidigen.