Seit diesem Montag setzt die Münchner Polizei eine neue Übersetzungs-App ein, die die Kommunikation mit fremdsprachigen Bürgerinnen und Bürgern erleichtern soll. Beamte können mit dem digitalen Helfer in 52 Sprachen kommunizieren – von Albanisch bis Vietnamesisch. Die App kommt genau zur richtigen Zeit: Zum Oktoberfest werden wieder Millionen Gäste aus aller Welt erwartet. Laut Polizeipräsidium München werden jährlich über 70.000 Gespräche mit Nicht-Deutschsprachigen geführt.
Die Anwendung funktioniert denkbar einfach: Polizisten wählen einen vorgefertigten Satz aus, der dann in der gewünschten Sprache angezeigt wird. Das Gegenüber kann ebenfalls per Touchscreen antworten. Besonders praktisch: Auch komplexere Sachverhalte wie Unfallberichte oder Anzeigen können so aufgenommen werden.
«Wir stoßen im Alltag immer wieder an sprachliche Grenzen», erklärt Polizeioberkommissarin Sandra Meyer, die die App seit der Testphase nutzt. «Mit diesem Tool können wir schneller helfen und müssen nicht erst auf Dolmetscher warten.»
Ich erinnere mich noch gut an meine Anfangszeit als Reporterin in München, als ich einen Polizeieinsatz bei einer Schlägerei zwischen ausländischen Fans nach einem Fußballspiel beobachtete. Die Beamten mussten damals improvisieren – mit Händen, Füßen und Englischkenntnissen aus dem Schulunterricht.
Die neue App entlastet nicht nur die Polizei. Auch für die Betroffenen macht sie vieles leichter. Ein Tourist aus Japan, der seinen Geldbeutel als gestohlen melden wollte, zeigte sich beeindruckt: «Ich hätte nicht gedacht, dass ich mein Problem so schnell erklären kann.»
Ob die digitale Kommunikationshilfe die erhofften Erfolge bringt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Kritiker geben zu bedenken, dass technische Lösungen den menschlichen Kontakt nicht ersetzen können. Doch in einer Stadt, in der jeder vierte Einwohner einen ausländischen Pass besitzt, könnte die App ein wichtiger Schritt zu mehr Verständigung sein.