Die Polizei in Baden-Württemberg testet seit 2019 Elektroschockpistolen, sogenannte Taser. In Mannheim, Göppingen und Pforzheim haben Beamte diese Geräte bereits im Einsatz, die Nerven kurzzeitig lahmlegen können. Das Innenministerium zieht eine positive Bilanz: 152 Mal wurden die Taser gezogen, nur in 19 Fällen tatsächlich eingesetzt. Meist reichte schon die Androhung, um brenzlige Situationen zu entschärfen.
Die Gewerkschaft der Polizei fordert nun eine landesweite Einführung. «Taser schließen eine taktische Lücke zwischen Schlagstock und Schusswaffe», erklärt Polizeihauptkommissar Martin Schulz aus Freiburg. Bei meinem Besuch auf der Wache berichtet er von einem Fall, bei dem ein Taser einen Messerangriff ohne schwere Verletzungen beenden konnte.
Kritiker sehen das anders. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International dokumentiert weltweit Todesfälle nach Taser-Einsätzen. «Bei Menschen mit Herzproblemen oder unter Drogeneinfluss kann der Stromstoß lebensgefährlich sein», warnt Rechtsanwältin Beate Böhler vom Stuttgarter Arbeitskreis Polizeirecht.
Innenminister Thomas Strobl (CDU) will die Testphase um ein Jahr verlängern und 35 weitere Taser anschaffen. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus. Die Kosten von etwa 1.500 Euro pro Gerät plus Ausbildung spielen in Zeiten knapper Kassen eine wichtige Rolle.
In meinen fast zwei Jahrzehnten als Reporterin habe ich beobachtet, wie sich die Polizeiarbeit verändert hat. Die Beamten stehen heute vor komplexeren Herausforderungen. Was bleibt, ist die Frage: Wie viel zusätzliche Bewaffnung braucht die Polizei wirklich, um unsere Sicherheit zu gewährleisten?