Die Entscheidung fiel in Sekundenbruchteilen. Gestern Abend setzte die Münchner Polizei auf der Theresienwiese ihre Dienstwaffe gegen eine Frau ein. Die 30-Jährige hatte zuvor Passanten mit einem Messer bedroht und reagierte nicht auf die Anweisungen der Beamten. Um 19:15 Uhr hatten mehrere verängstigte Anrufer den Notruf gewählt.
Die Frau, deren Identität noch geklärt wird, befand sich laut Augenzeugen in einem psychischen Ausnahmezustand. «Sie rief wirre Sätze und fuchtelte mit dem Messer herum», berichtet Birgit M., die den Vorfall aus sicherer Entfernung beobachtete. Spezialkräfte versuchten zunächst, die Situation durch Gespräche zu entschärfen. Als die Frau jedoch auf die Beamten zuging, fiel der Schuss.
In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich nur selten über Schusswaffeneinsätze der Polizei gegen Frauen berichtet. Die Statistik bestätigt: Solche Fälle sind äußerst selten. Der Polizeisprecher betont: «Der Einsatz von Schusswaffen ist immer das letzte Mittel und wird nur in akuten Bedrohungssituationen angewendet.»
Die Frau wurde durch den Schuss am Bein verletzt und wird derzeit im Klinikum Großhadern behandelt. Ihr Zustand ist stabil. Die Hintergründe sind noch unklar, ein terroristisches Motiv wurde ausgeschlossen. Der zuständige Beamte wurde vorerst vom Dienst freigestellt – Standardprozedur in solchen Fällen.
Die Theresienwiese, sonst Schauplatz fröhlicher Volksfeste, stand gestern unter Schock. Viele Münchner fragen sich, ob solche Vorfälle in ihrer Stadt zunehmen. Das Landeskriminalamt verzeichnet tatsächlich einen leichten Anstieg von Messerangriffen im öffentlichen Raum. Die Debatte um psychische Gesundheitsversorgung dürfte durch diesen Vorfall neue Dringlichkeit erfahren.