Die Polizei hat gestern Abend auf der Münchner Theresienwiese von der Schusswaffe Gebrauch gemacht. Gegen 19:45 Uhr meldeten mehrere Anrufer einen Mann, der mit einer Waffe herumfuchtelte und Passanten bedrohte. Der Vorfall ereignete sich im Bereich des weitläufigen Festgeländes, das vielen aus der Oktoberfestzeit bekannt ist, zu dieser Jahreszeit aber deutlich weniger besucht wird.
Die Einsatzkräfte rückten mit mehreren Streifenwagen aus und trafen auf einen 37-jährigen Mann, der sich in einem psychischen Ausnahmezustand befand. Nach Polizeiangaben ignorierte er mehrfache Aufforderungen, die Waffe niederzulegen. «Die Beamten mussten im Rahmen des Einsatzes ihre Dienstwaffe einsetzen», erklärte Polizeisprecher Martin Weber. Der Mann wurde am Bein getroffen und anschließend festgenommen.
Wie ich von Augenzeugen erfahren habe, herrschte kurzzeitig Panik unter den Menschen, die sich zu diesem Zeitpunkt auf der Theresienwiese aufhielten. «Wir haben Schüsse gehört und sind sofort weggerannt», berichtete die 42-jährige Sandra M., die mit ihren Kindern unterwegs war.
Der Verletzte wurde umgehend in ein Krankenhaus gebracht. Nach ersten Erkenntnissen handelte es sich bei seiner Waffe um eine täuschend echt aussehende Softair-Pistole. Die Polizei sperrte den Tatort weiträumig ab. Die Münchner Kriminalpolizei hat die Ermittlungen übernommen.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich beobachtet, wie die Zahl solcher Vorfälle mit Waffen-Attrappen zugenommen hat. Sie stellen Einsatzkräfte vor schwierige Entscheidungen in Sekundenbruchteilen.
Die Theresienwiese wurde inzwischen wieder freigegeben. Für die beteiligten Polizeibeamten wurde ein psychologisches Betreuungsangebot eingerichtet. Der Vorfall wirft erneut die Frage auf, wie mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen umgegangen werden sollte – und ob der Zugang zu täuschend echten Waffenimitaten strenger reguliert werden müsste.