Der umstrittene Poller am Hamburger Moorhof sorgt für hitzige Debatten in Wandsbek. Seit Anfang des Jahres blockiert eine versenkbare Sperre den Durchgangsverkehr in der kleinen Einkaufsstraße. Was als verkehrsberuhigende Maßnahme gedacht war, entwickelt sich für lokale Geschäfte zum existenziellen Problem. Laut Bezirksamt soll die Maßnahme die Aufenthaltsqualität verbessern – doch viele Händler verzeichnen Umsatzeinbußen von bis zu 30 Prozent.
«Das ist schlimmer als Corona», klagt Ralf Bremer, der sein Fachgeschäft für Haushaltswaren seit über 20 Jahren am Moorhof betreibt. «Die Kunden kommen einfach nicht mehr, weil sie denken, sie können hier nicht mehr parken.» Tatsächlich sind die verbliebenen Parkplätze meist leer, obwohl sie theoretisch weiterhin erreichbar sind – viele Kunden scheuen jedoch den Umweg durch die Nachbarstraßen.
Ich habe mich vor Ort umgesehen: Während meines zweistündigen Besuchs an einem Dienstagnachmittag wirkte die sonst belebte Einkaufsstraße wie ausgestorben. Ein älterer Herr mit Gehhilfe erzählte mir, dass er früher regelmäßig hier eingekauft habe, nun aber lieber zum Supermarkt mit direkter Parkmöglichkeit fahre.
Das Bezirksamt verteidigt die Maßnahme: «Wir wollen den Moorhof attraktiver für Fußgänger und Radfahrer machen», erklärt Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff. Vorgesehen sind Sitzbänke und Begrünung, die den Bereich aufwerten sollen.
Die Einzelhändler haben inzwischen eine Petition gestartet und fordern eine rasche Neubewertung der Situation. «Wenn sich nichts ändert, werden viele von uns bis Jahresende schließen müssen», befürchtet Bremer. Die Frage bleibt: Muss die Verkehrswende tatsächlich auf Kosten des lokalen Einzelhandels gehen, oder gibt es Kompromisse, die beide Seiten zufriedenstellen könnten?