Die Krise im Einzelhandel trifft jetzt auch bekannte Motorradfahrer-Ausrüster: Polo Motorrad hat zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre Insolvenz angemeldet. Das Jülicher Unternehmen mit seinen 86 Filialen in Deutschland und rund 800 Beschäftigten muss erneut ums wirtschaftliche Überleben kämpfen, wie gestern bekannt wurde. Laut vorläufigem Insolvenzverwalter Dr. Dirk Andres sind die drastisch gestiegenen Kosten und die anhaltende Kaufzurückhaltung der Verbraucher hauptverantwortlich für die finanzielle Schieflage.
Der Betrieb läuft vorerst weiter – eine Nachricht, die viele Motorradfans aufatmen lässt. In den Filialen soll der Verkauf ohne Einschränkungen fortgeführt werden, auch Gutscheine behalten ihre Gültigkeit. «Unser Ziel ist es, das Unternehmen zu sanieren und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten», betont Andres.
Es ist bereits die zweite Insolvenz für den 1980 gegründeten Händler. Schon 2016 musste Polo ein Schutzschirmverfahren durchlaufen. Die aktuelle Krise zeigt die tiefgreifenden Probleme im stationären Handel. Als ich letzte Woche die Polo-Filiale in München besuchte, fiel mir die geringe Kundenfrequenz auf – ganz anders als noch vor einigen Jahren, als sich dort Biker drängten.
Die Aussichten sind durchwachsen. Die Motorradbranche kämpft mit hohen Energiekosten und verändertem Kaufverhalten. Ein Insider aus der Branche meint: «Der Onlinehandel hat das Geschäft grundlegend verändert. Stationäre Händler mit hohen Fixkosten haben es besonders schwer.»
Für viele Motorradfahrer in Deutschland bleibt die bange Frage: Kann eine traditionsreiche Marke wie Polo überleben? In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob ein tragfähiges Zukunftskonzept entwickelt werden kann – oder ob die Lichter in den beliebten Filialen endgültig ausgehen.