Die Willy-Brandt-Straße in Hamburg verwandelt sich diese Woche für 48 Stunden in einen Radfahrer-Traum. Seit heute Morgen um 9 Uhr können Radfahrende auf einer eigens eingerichteten, drei Meter breiten Spur durch die Innenstadt gleiten. Der sogenannte Pop-up-Radweg verläuft zwischen Rödingsmarkt und Deichtor und ersetzt vorübergehend eine Autospur der vielbefahrenen Ost-West-Achse.
Was in Berlin oder Paris längst etabliert ist, testet Hamburg nun zum ersten Mal. Der ADFC Hamburg rechnet mit bis zu 5.000 Radfahrern täglich auf dieser Strecke. «Dieses Experiment zeigt, wie Mobilität in der Innenstadt künftig aussehen könnte», erklärt Verkehrssenator Anjes Tjarks bei der Eröffnung. Die temporäre Umgestaltung ist Teil eines größeren Mobilitätskonzepts der Stadt.
Als ich heute Morgen vor Ort war, konnte ich die Begeisterung vieler Radfahrer spüren. «Endlich fühle ich mich hier sicher», erzählt mir Anwohnerin Sabine Müller (42), die täglich zur Arbeit radelt. Gleichzeitig beobachtete ich aber auch kritische Blicke von Autofahrern, die sich über die reduzierte Fahrspur ärgerten.
Der temporäre Radweg ist mit orangefarbenen Baken abgetrennt und wird rund um die Uhr von Kameras überwacht. Die gesammelten Daten sollen wissenschaftlich ausgewertet werden. Die Handelskammer Hamburg steht dem Projekt skeptisch gegenüber und warnt vor weiteren Einschränkungen für den Lieferverkehr.
Ob aus dem 48-Stunden-Test eine dauerhafte Einrichtung wird, bleibt offen. Die Ergebnisse werden für Anfang Oktober erwartet. Was jetzt schon klar ist: Die Verkehrswende in Hamburg nimmt Fahrt auf – und sorgt weiterhin für Diskussionen in der Hansestadt. Wie viele Autos müssen weichen, damit mehr Menschen sicher Rad fahren können? Eine Frage, die die Stadt in den kommenden Jahren beantworten muss.