Die lange Hängepartie um den preußischen Kulturschatz ist beendet. Nach fast 100 Jahren Streit haben Berlin und Brandenburg eine historische Einigung erzielt: Die wertvollen Kulturgüter der Stiftung Preußischer Kulturbesitz bleiben in der Region. «Wir bewahren ein gemeinsames Erbe», erklärte Kultursenator Klaus Lederer gestern nach der entscheidenden Sitzung im Roten Rathaus.
Der Streit reicht zurück bis 1924, als nach dem Ende der Monarchie unklar blieb, wem die königlichen Sammlungen eigentlich gehören. Über 4,7 Millionen Objekte, darunter Gemälde von Dürer und Cranach, seltene Handschriften und archäologische Funde, standen zur Disposition. Museumsexperten schätzen den Wert auf mehrere Milliarden Euro.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke zeigte sich erleichtert: «Dieser Kompromiss sichert beiden Ländern Zugang zu unserer gemeinsamen Geschichte.» Tatsächlich sieht die Vereinbarung vor, dass künftig mehr Ausstellungsstücke auch außerhalb Berlins gezeigt werden. Für die Museumslandschaft bedeutet das einen kleinen Kulturwandel.
Als ich vor Jahren die Sammlung im Depot besichtigte, lagerten dort unzählige Schätze, die die Öffentlichkeit nie zu Gesicht bekam. Diese Zeiten könnten nun vorbei sein. Kunsthistorikerin Prof. Bärbel Schmidt spricht von einem «längst überfälligen Schritt zur Demokratisierung der Sammlung.»
Während die Politiker feiern, stellen sich Fachleute bereits die nächste Frage: Wie lässt sich das riesige kulturelle Erbe für kommende Generationen bewahren und gleichzeitig zugänglich machen? Die Antwort wird den Umgang mit Preußens Schätzen für die nächsten hundert Jahre prägen.