Der Berliner Staatsschutz ermittelt nach einem Angriff auf propalästinensische Demonstranten am Samstagnachmittag. Aus einem Mehrfamilienhaus am Kottbusser Tor flog ein Pflasterstein in die Menge und verletzte zwei Menschen leicht. Die Polizei hat den mutmaßlichen Täter, einen 26-jährigen Mann, bereits identifiziert und dessen Wohnung durchsucht.
Als ich gestern an der Kreuzung in Kreuzberg stand, war die Stimmung noch angespannt. Anwohner berichteten mir kopfschüttelnd von dem Vorfall: «So etwas hat es hier früher nicht gegeben», meinte eine ältere Dame, die seit 30 Jahren im Kiez lebt.
Bei der Demonstration unter dem Motto «Stoppt den Genozid, stoppt die Besatzung» waren rund 2.500 Menschen durch Kreuzberg gezogen. Die Polizei war mit etwa 350 Einsatzkräften vor Ort. Eyüp Kalyon, Sprecher des Bündnisses «Palästina Kampagne«, erklärte gegenüber lokalen Medien: «Wir lassen uns durch solche Angriffe nicht einschüchtern. Unsere Solidarität gilt den Menschen in Gaza.»
Neben diesem Vorfall kam es zu weiteren Zwischenfällen: Die Polizei stellte 52 Straftaten fest, darunter volksverhetzende Parolen und verbotene Symbole. 22 Personen wurden vorübergehend festgenommen.
Die Häufung solcher Vorfälle bei Demonstrationen zum Nahostkonflikt bereitet den Berliner Sicherheitsbehörden zunehmend Sorge. Viele Berliner fragen sich, wie lange die Stadt noch als Bühne für die gewaltsame Austragung eines fernen Konflikts dienen muss. Und ob wir nicht andere Wege finden können, Solidarität zu zeigen – ohne dass Menschen zu Schaden kommen.