Der Prozess gegen einen 17-jährigen Syrer wegen des geplanten Terroranschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt hat gestern am Oberlandesgericht Naumburg begonnen. In einer Stadt, die schon lange vor der Festnahme des Verdächtigen im Dezember 2023 unter Spannungen litt, verfolgen viele das Verfahren mit großer Aufmerksamkeit. Laut Ermittlungen des Generalbundesanwalts soll der Jugendliche einen Anschlag mit Messern und Macheten geplant haben.
Die Atmosphäre im Gerichtssaal war angespannt. Der junge Mann, der in Deutschland seit 2015 lebt, wirkte äußerlich ruhig, als die Bundesanwaltschaft ihm vorwarf, sich der terroristischen Vereinigung «Islamischer Staat» angeschlossen zu haben. Besonders brisant: Über den Messengerdienst Telegram soll er Kontakt zu IS-Mitgliedern gepflegt und konkrete Anweisungen erhalten haben.
«Dieser Fall zeigt, wie gefährlich die Radikalisierung junger Menschen im Internet sein kann», erklärte Extremismusforscher Prof. Michael Weber von der Universität Halle. Die Ermittler fanden auf dem Handy des Angeklagten nicht nur IS-Propagandavideos, sondern auch Anleitungen zum Bau von Sprengsätzen.
Als Reporterin, die seit Jahren über Extremismus berichtet, fällt mir auf, wie jung die mutmaßlichen Täter mittlerweile sind. In meinen Gesprächen mit Präventionsexperten in Hamburg höre ich immer wieder: Die Radikalisierung verläuft heute schneller und digitaler als je zuvor.
Die Verteidigung des Jugendlichen betonte dagegen, dass ihr Mandant lediglich «in eine Fantasiewelt abgetaucht» sei, ohne tatsächliche Terrorabsichten zu hegen. Ein Sprecher der Magdeburger Muslimgemeinde äußerte sich besorgt: «Solche Fälle schaden dem Zusammenleben aller Menschen in unserer Stadt.»
Der Prozess wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt, da es sich um einen minderjährigen Angeklagten handelt. Experten rechnen mit einer Verhandlungsdauer von mindestens zwei Monaten. Was bleibt, ist die Frage: Wie können wir junge Menschen besser vor den Gefahren der Radikalisierung schützen? In Magdeburg, wie anderswo in Deutschland, müssen wir diese Diskussion dringend führen.