Die italienische Fußballseele lebt in Berlins Straßen auf. Mit der EM 2024 in Deutschland erwacht die Leidenschaft der italienischen Community auch in der Hauptstadt. Etwa 30.000 Italienerinnen und Italiener leben hier offiziell, doch zum Public Viewing kommen noch weit mehr zusammen. «Bei Italien geht es nie nur um Fußball, sondern um Gemeinschaft», sagt Marco Rossini vom Restaurant «Da Marco» in Kreuzberg.
Die Azzurri haben ihre festen Anlaufpunkte in Berlin. In Charlottenburg versammeln sich Fans traditionell in den Cafés rund um den Savignyplatz. Im «Belluno» reicht die Schlange bei Spielen oft bis zur Straßenecke. Die Betreiberin Maria Conti hat bereits drei Fernseher aufgestellt: «Wir sind vorbereitet, fast wie zu Hause in Venetien.»
In Mitte ist das «Osteria N°1» Treffpunkt der Fußballbegeisterten. Bereits beim Auftaktspiel gegen Albanien war die Stimmung ausgelassen. Besonders stolz ist die Community auf die starke Verteidigung ihrer Mannschaft, die seit Jahrzehnten das Markenzeichen des italienischen Fußballs ist.
In den Wedding-Arkaden hat die Deutsch-Italienische Gesellschaft ein temporäres Fanzentrum eingerichtet. Hier treffen Generationen aufeinander. «Mein Großvater kam in den 60ern nach Berlin, ich bin hier geboren, aber das Herz schlägt blau», erklärt der 23-jährige Giovanni Bianchi, während er sein Azzurri-Trikot zurechtzupft.
Als ich durch diese Fanmeilen streife, erinnert mich die Atmosphäre an die WM 2006, als ich für ein Regionalblatt in Baden-Württemberg über die italienischen Gastarbeiter-Gemeinschaften berichtete. Die gleiche Leidenschaft, nur jetzt mitten in Berlin.
Die italienische Botschaft schätzt, dass die Zahl der Italienfans in Berlin während der EM auf über 50.000 ansteigen könnte. Entsprechend voll wird es werden, wenn Italien am Montag gegen Spanien antritt. Dann werden die Straßen von Berlin wieder in den Farben Grün-Weiß-Rot erstrahlen – egal, wie das Spiel ausgeht. Denn wie mir ein Barbesitzer in Neukölln sagte: «Auch wenn wir verlieren, feiern wir zusammen. Das ist italienisch.»