Seit gestern ist Dresden Schauplatz eines mutigen Aktes des künstlerischen Widerstands. Die russische Protestgruppe Pussy Riot hat vor der Frauenkirche eine aufsehenerregende Performance gezeigt. Mit pinken Sturmhauben und provokanten Transparenten protestierten die Aktivistinnen gegen das Putin-Regime und den andauernden Krieg in der Ukraine.
«In Russland würden wir für diese Aktion ins Gefängnis kommen,» erklärte Maria Aljochina, eines der bekanntesten Mitglieder der Gruppe. Sie selbst verbrachte bereits zwei Jahre in russischer Haft wegen «Rowdytums aus religiösem Hass» nach einer Protestaktion in einer Moskauer Kathedrale 2012.
Die Wahl des Ortes ist kein Zufall. Die Frauenkirche, einst Symbol der Zerstörung und heute Mahnmal für Frieden, bildet einen starken Kontrast zur Brutalität des russischen Angriffskrieges. Etwa 200 Zuschauer verfolgten die 20-minütige Performance, bei der die Gruppe auch neue Lieder präsentierte. Die Resonanz war überwiegend positiv, wenn auch einige Passanten irritiert wirkten.
Was mich bei der Beobachtung besonders berührte: Eine ältere Dresdnerin, die mit Tränen in den Augen sagte, dass sie noch die Trümmer der Frauenkirche nach dem Krieg erlebt hat und nicht glauben kann, dass Europa wieder mit einem Krieg konfrontiert ist.
Die sächsische Polizei sicherte die Veranstaltung diskret ab. Anders als in Moskau endete der Protest nicht mit Verhaftungen, sondern mit Applaus. Für die Mitglieder von Pussy Riot ist Deutschland inzwischen ein wichtiger Zufluchtsort geworden.
Während die Performance in Dresden friedlich verlief, sitzen in Russland derzeit über 1.000 Menschen wegen Kritik am Krieg in Haft. Die Frage bleibt: Wie viel kann künstlerischer Protest gegen ein Regime ausrichten, das jede Opposition mit brutaler Härte bekämpft?