Eine geplante Demonstration von queeren Unterstützern der Palästinenser im Berliner Stadtteil Kreuzberg ist gestern Nachmittag von der Polizei gestoppt worden. Die Veranstaltung, zu der rund 350 Menschen zusammenkamen, endete bereits nach wenigen Metern. Der Grund: Mehrere verbotene Parolen wie «From the river to the sea» wurden gerufen, was die Berliner Polizei als Aufruf zur Vernichtung Israels wertet.
Vor Ort standen sich zwei Welten gegenüber: Auf der einen Seite Menschen, die ihre Solidarität mit Palästina ausdrücken wollten, auf der anderen Polizeikräfte, die entschlossen einschritten. «Die Meinungsfreiheit endet dort, wo Straftaten beginnen«, erklärte ein Polizeisprecher. Bei ähnlichen Veranstaltungen waren in den vergangenen Wochen wiederholt antisemitische Parolen dokumentiert worden.
Als ich vor Jahren über Demonstrationen in Berlin berichtete, war die Stimmung selten so aufgeladen wie heute. Die Fronten haben sich verhärtet. Eine Teilnehmerin, die anonym bleiben möchte, beklagt: «Wir wollten nur auf das Leid in Gaza aufmerksam machen, besonders für queere Menschen, die dort doppelt diskriminiert werden.»
Doch die Berliner Behörden ziehen seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober klare Grenzen. Die Demonstranten verließen nach der Auflösung weitgehend friedlich den Ort. Wie lange dieser gesellschaftliche Konflikt die Hauptstadt noch beschäftigen wird, bleibt offen. Sicher ist: In kaum einem anderen Thema prallen derzeit so viele emotionale und politische Überzeugungen aufeinander.