In Frankfurt stoppten gestern Hunderte Gegendemonstranten einen geplanten Aufmarsch der rechten Bewegung «Gemeinsam für Deutschland». Mehr als 500 Menschen blockierten am Samstagnachmittag die Strecke zwischen Hauptbahnhof und Paulskirche. Die Polizei musste die rechte Demonstration mit rund 80 Teilnehmern schließlich vorzeitig beenden und zum Ausgangspunkt zurückführen.
Die Stimmung vor Ort war angespannt, aber weitgehend friedlich. Eine breite Allianz aus linken Gruppen, Gewerkschaften und Bürgerinitiativen hatte zur Blockade aufgerufen. «Wir stehen heute hier, weil wir ein klares Zeichen gegen rechte Hetze in unserer Stadt setzen wollen», erklärte Mira Weber vom Bündnis «Frankfurt Nazifrei». Auch Stadtrat Michael Müller (Grüne) bekräftigte: «Frankfurt hat keinen Platz für menschenfeindliche Ideologien.«
Die Blockadeaktion folgt einer bundesweiten Welle von Protesten gegen rechtsextreme Tendenzen. Seit den Enthüllungen über das Potsdamer Geheimtreffen, bei dem Deportationspläne diskutiert wurden, gehen Menschen vermehrt auf die Straße. In Frankfurt sind solche Demonstrationen besonders symbolträchtig – die Paulskirche gilt als Wiege der deutschen Demokratie.
Ich habe solche Konfrontationen in vielen deutschen Städten beobachtet, aber selten war der Kontrast so deutlich wie hier: Eine kleine Gruppe mit Deutschland-Fahnen stand einer bunten, entschlossenen Mehrheit gegenüber. Viele Frankfurter applaudierten von den Bürgersteigen.
Die Polizei zog eine gemischte Bilanz. Es gab drei Festnahmen wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Für die kommenden Wochen sind weitere Demonstrationen angekündigt. Die Frage bleibt: Wie viel Toleranz muss eine Demokratie gegenüber jenen aufbringen, die ihre Grundwerte in Frage stellen?