Schockwellen durchlaufen Dortmunds alternative Szene nach einem Angriff auf eine beliebte Kneipe im Kreuzviertel. Am vergangenen Wochenende stürmten etwa 25 vermummte Personen die Kneipe «Treibgut», die als Treffpunkt für Menschen mit alternativer Lebenseinstellung gilt. Sie attackierten Gäste und Personal und riefen dabei rechtsextreme Parolen. Die Polizei konnte inzwischen fünf Tatverdächtige festnehmen.
«Als die Vermummten reinkamen, dachte ich erst an einen schlechten Scherz», berichtet eine Augenzeugin, die anonym bleiben möchte. Die Angreifer seien gezielt auf Gäste losgegangen und hätten dabei «Deutschland den Deutschen» gerufen. Vier Personen wurden verletzt, zwei davon mussten im Krankenhaus behandelt werden.
Die Ermittlungen führt der Staatsschutz, da ein politischer Hintergrund vermutet wird. Laut Polizeisprecherin Annette Henning wurden die Tatverdächtigen durch Videoaufnahmen identifiziert. «Sie sind teilweise bereits wegen ähnlicher Delikte bekannt», erklärt sie.
In Dortmund gibt es seit Jahren Probleme mit rechtsextremen Strukturen, besonders im Stadtteil Dorstfeld. Ich erinnere mich noch gut an meine Recherchen in der Region vor einigen Jahren. Damals schon zeigte sich, wie sehr die rechte Szene versuchte, bestimmte Stadtteile zu vereinnahmen.
Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal verurteilte den Angriff scharf: «Solche Einschüchterungsversuche haben in unserer Stadt keinen Platz. Wir stehen zusammen gegen jede Form von Extremismus.»
Für das kommende Wochenende haben verschiedene zivilgesellschaftliche Organisationen zu einer Solidaritätskundgebung vor dem «Treibgut» aufgerufen. Der Vorfall zeigt einmal mehr, dass die Auseinandersetzung mit rechtsextremen Strukturen eine dauerhafte Aufgabe bleibt – nicht nur für die Sicherheitsbehörden, sondern für die gesamte Stadtgesellschaft. Wie schützen wir offene Räume, ohne sie in Festungen zu verwandeln?