Der Rechtsextremismus in Deutschland ist wieder mehr in den Fokus gerückt. Seit Januar gehen wöchentlich Zehntausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Auslöser waren Enthüllungen über ein Geheimtreffen in Potsdam, bei dem unter anderem AfD-Politiker über Massendeportationen von Menschen mit Migrationshintergrund sprachen. Doch was können Städte und Gemeinden konkret tun, um rechtsextreme Tendenzen zu bekämpfen?
«Die Probleme entstehen nicht erst, wenn Rechtsextremisten Wahlen gewinnen», erklärt Professor Sebastian Kurtenbach von der Fachhochschule Münster im Gespräch mit den Nordstadtbloggern. Er forscht seit Jahren zu Radikalisierung und sozialer Integration. «Viele Kommunen stecken schon jetzt in der Klemme – zwischen finanziellen Engpässen und wachsenden sozialen Problemen.»
In Hamburg sah ich, wie ein Stadtteilzentrum mit minimalen Mitteln maximale Wirkung erzielt. Dort bringen ehrenamtliche Helfer Menschen unterschiedlicher Herkunft bei gemeinsamen Kochkursen zusammen. So entstehen Verbindungen, die wertvoller sind als jede Integrationsbroschüre.
Kurtenbach betont: «Begegnungsorte sind entscheidend. Wo Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zusammenkommen, sinkt die Anfälligkeit für Extremismus.» In Baden-Württemberg haben mehrere Kommunen bereits sogenannte Demokratie-Räte etabliert, in denen Bürger direkt an Entscheidungen mitwirken können.
Doch es braucht mehr als nur symbolische Maßnahmen. «Wir müssen die sozialen Gräben in unseren Städten überwinden», sagt Kurtenbach. Die Segregation nach Einkommen und Herkunft schafft Parallelwelten, die Vorurteile begünstigen. Die größte Herausforderung für unsere Gesellschaft liegt wohl darin, nicht nur gegen Rechtsextremismus zu demonstrieren, sondern täglich im Kleinen für ein respektvolles Miteinander zu sorgen.