Die Neunutzung alter Büromöbel boomt in Hamburg. In Hammerbrook hat sich ein Unternehmen etabliert, das ausrangierte Schreibtische, Stühle und Schränke professionell aufarbeitet und wieder in den Wirtschaftskreislauf bringt. Nach Angaben der Handelskammer Hamburg werden jährlich über 50.000 Tonnen Büromöbel bundesweit entsorgt – obwohl viele noch jahrelang nutzbar wären.
«Wir retten, was andere wegwerfen», erklärt Katrin Meyer, Gründerin des Recyclingunternehmens. In ihrer Werkstatt in Hammerbrook werden täglich Dutzende Möbelstücke aufgearbeitet. Was vor zehn Jahren als kleines Projekt begann, beschäftigt heute 15 Mitarbeiter. Die Nachfrage wächst stetig, besonders seit der Pandemie, als viele Unternehmen ihre Büroflächen verkleinerten.
Die geretteten Möbel kosten oft nur ein Drittel des Neupreises und sparen erheblich CO2 ein. «Ein recycelter Schreibtisch verursacht bis zu 80 Prozent weniger Emissionen als ein neu produzierter», bestätigt Prof. Dr. Martina Schulz von der TU Hamburg.
Bei meinem Besuch in der Werkstatt beeindruckt mich besonders die Sorgfalt, mit der selbst kleine Macken beseitigt werden. «Die Möbel sollen wie neu aussehen, nur ihre Geschichte ist länger», sagt Tischler Jan Bergmann schmunzelnd, während er einen Bürostuhl fachmännisch auseinandernimmt.
Das Konzept findet Anklang: Von Startups bis zu etablierten Hamburger Unternehmen – immer mehr setzen auf die nachhaltige Alternative. Sogar die Behörden ziehen nach. Wirtschaftssenator Michael Westhagemann besuchte die Werkstatt kürzlich und lobte das Engagement.
Die Wiederverwendung von Büromöbeln ist mehr als ein Trend – sie könnte ein wichtiger Baustein für Hamburgs Klimaziele werden. Und während ich durch die vollgepackte Lagerhalle laufe, wird mir klar: Was hier passiert, ist die Zukunft – ein Stück Hamburg, das Nachhaltigkeit wirklich lebt, statt nur darüber zu reden.