Die Stadt München hat einen neuen Plan, um die Wiederverwertung von Baumaterialien drastisch zu steigern. Bislang liegt die Quote bei mageren 10 Prozent – bis 2035 soll sie auf 30 Prozent wachsen. Die Bauwirtschaft verbraucht weltweit etwa 50 Prozent aller Rohstoffe, während der Bausektor für rund 40 Prozent des deutschen Müllaufkommens verantwortlich ist.
Bausubstanz wird in München künftig anders betrachtet: nicht als Abfall, sondern als wertvolle Ressource. «Es geht darum, Stoffkreisläufe zu schließen und die graue Energie in Gebäuden zu nutzen», erklärt Münchens Umweltreferentin Christine Kugler. Ein Schlüsselelement der Strategie ist die «Ressourcenschutzklausel», die bei städtischen Neubauten verpflichtend wird.
Als ich vergangene Woche eine Baustelle am Rand des Englischen Gartens besuchte, zeigte mir ein Bauleiter, wie aufwändig die Trennung verschiedener Materialien sein kann. «Früher haben wir einfach alles in einen Container geworfen», sagte er kopfschüttelnd.
Die Stadt plant zudem eine digitale Plattform für den Handel mit gebrauchten Baumaterialien. Auch die Beratung von Bauherren soll ausgebaut werden. Expert:innen schätzen, dass allein in München jährlich Tausende Tonnen wiederverwendbarer Materialien auf Deponien landen.
«Mir ist klar, dass wir einen langen Atem brauchen», sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter. Doch der Weg ist unausweichlich: In einer wachsenden Stadt mit begrenztem Platz muss Nachhaltigkeit beim Bauen mehr als nur ein Schlagwort sein. Werden wir in zehn Jahren auf einer Münchner Baustelle noch frischen Beton sehen – oder vielleicht vermehrt wiederverwendete Balken und Steine aus abgerissenen Altbauten?