Die Arbeitslosenzahl in Deutschland hat mit 2,97 Millionen Menschen im August einen neuen Höchststand erreicht. Dies entspricht einer Quote von 6,4 Prozent – 0,7 Prozentpunkte mehr als im Vorjahresmonat. Besonders alarmierend: Während immer mehr Menschen ohne Arbeit sind, bleiben gleichzeitig bundesweit 700.000 Stellen unbesetzt. Der vielzitierte Fachkräftemangel zeigt sich hier in seiner ganzen Widersprüchlichkeit.
«Die Situation ist paradox», erklärt Arbeitsmarktexperte Dr. Michael Wehner vom Institut für Wirtschaftsforschung. «Einerseits suchen Unternehmen händeringend Fachkräfte, andererseits finden viele Arbeitssuchende keinen passenden Job.» Dieses Missverhältnis hat sich in den letzten Monaten verschärft.
Bei meinen Recherchen in München traf ich auf den Metallbaumeister Jürgen K., der seit drei Jahren vergeblich einen Gesellen sucht. «Ich könnte sofort zwei Leute einstellen, aber es kommen einfach keine qualifizierten Bewerbungen», berichtet er frustriert.
Die Bundesregierung hat nun ein Maßnahmenpaket angekündigt. Arbeitsminister Hubertus Heil betonte: «Wir müssen die Qualifizierung stärken und Umschulungen attraktiver machen. Zudem brauchen wir eine gezielte Fachkräfteeinwanderung.»
In Hamburg sehe ich die Auswirkungen dieser Entwicklung täglich: Geschlossene Restaurants wegen Personalmangels, während gleichzeitig die Schlangen vor dem Arbeitsamt länger werden. Diese Schere geht immer weiter auseinander.
Experten erwarten für den Herbst einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Frage bleibt: Wie kann Deutschland diese strukturelle Krise überwinden? Nicht nur fehlende Qualifikationen, sondern auch regionale Unterschiede und mangelnde Flexibilität auf beiden Seiten – bei Arbeitgebern wie Arbeitnehmern – verschärfen das Problem.